Zur Künstlererzählung
Am Ausgang des 18. Jahrhunderts entstand die Künstlererzählung. Dies war keineswegs zufällig. In einer modernen Lebenswelt wurde der Künstler in der Literatur mehr und mehr zum gesuchten idealen Typus. War es ihm doch in besonderer Weise möglich, sich in einer arbeitsteilig ausgerichteten und funktional strukturierten Gesellschaft seine individuelle Ganzheitlichkeit zu bewahren. Diese exponierte Sonderstellung verband sich jedoch mit Problemen und Fragen, denen sich ein Autor in der Moderne stellen mußte: Sollte angesichts bürgerlicher Verhältnisse an den vorrevolutionären Idealen festgehalten werden? Wo findet sich in der „Prosa des Alltags“(Hegel) der poetische Stoff? Viele Autoren versuchen in ihren Künstlererzählungen auf diese und andere sie bedrängende Fragen Antworten zu geben. Mit ihren Texten schreiben sie gleichsam eine Geschichte des modernen Autors. Diese anhand zentraler Werke des 18. bis 20. Jahrhunderts nachzuzeichnen, ist ein Ziel der Veranstaltung.