The Story of Art Without Men: Kunstgeschichte und Gender

TU Dresden | Wintersemester 2024 / 2025 The Story of Art Without Men: Kunstgeschichte und Gender

In ihrem aktuellen Buch The Story of Art Without Men schreibt Katy Hessel die Kunstgeschichte neu. Wie der Titel verdeutlicht, fokussiert sie in ihrer Geschichte der Kunst ausschließlich auf Künstlerinnen und blendet männliche Kollegen aus. Über dieses vermeintlich radikale Vorgehen macht Hessel auf eine in der Kunstgeschichte vorherrschende Schieflage aufmerksam, aufgrund derer Frauen in Kunstbetrieb und Forschung immer noch unterrepräsentiert sind. Stellvertretend hierfür steht Ernst Gombrichs einflussreiches ‚Standardwerk‘ Die Geschichte der Kunst (The Story of Art), das die Kunst von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert behandelt, bis zur 15. Auflage aber keine einzige Künstlerin aufführt.

 

Das Seminar möchte an diese Diskussion anschließen und sich in verschiedenen Schritten dem Zusammenhang von Kunstgeschichte und Gender nähern. Ausgehend von Werkbesprechungen, die vom Beginn der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart reichen, ist es vorgesehen, sich gemeinsam den blinden Flecken der Kunstgeschichtsschreibung zu nähern. Diese Bildlektüren werden mit Fragen nach Ausschlussmechanismen verknüpft, die in der Forschung lange Zeit dafür sorgten, dass weder Künstlerinnen noch Kunsthistorikerinnen Beachtung fanden. Hier werden wir Bezug auf aktuelle Ansätze nehmen, wie sie in Publikationen zu Frauen in der Disziplin der Kunstgeschichte (Chichester/Sölch, 2021) oder in Projekten zur Erschließung zentraler Galeristinnen formuliert werden. Nicht zuletzt soll es uns darum gehen, ein angemessenes Sprechen über Frauen im Kunstbetrieb zu finden, das weder gängige Klischees noch Marginalisierungen reproduziert.

 

 

Einführende Literatur

  • Ruth Becker u. a. (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie, 3. Auflage. Wiesbaden 2010.
  • K. Lee Chichester und Brigitte Sölch (Hg.): Kunsthistorikerinnen 1910–1980. Theorien, Methoden, Kritiken, Berlin 2021.
  • Silvia Eiblmayr: Die Frau als Bild. Der weibliche Körper in der Kunst des 20. Jahrhunderts, Berlin 1993.
  • Katy Hessel: The Story of Art Without Men, München 2022.
  • Gislind Nabakowski u.a. (Hg.): Frauen in der Kunst, 2 Bde., Frankfurt/Main 1980.
  • Linda Nochlin: Warum gab es keine großen Künstlerinnen? Essays, Bd. 1, Wien 2023.
  • Griselda Pollock: Moderne und die Räume der Weiblichkeit, hg. v. Marius Babias, Köln 2020.
  • Viktoria Schmidt-Linsenhoff:  Ästhetik der Differenz. Postkoloniale Perspektiven vom 16. bis 21. Jahrhundert, 2 Bde., Marburg 2010.
  • Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Hg.): Weiße Blicke. Geschlechtermythen des Kolonialismus, Marburg 2004.
  • Beate Söntgen (Hg.): Rahmenwechsel. Kunstgeschichte als Kulturwissenschaft in feministischer Perspektive, Berlin 1996.
  • Paris A. Spies-Gans: A Revolution on Canvas. The Rise of Women Artists in Britain and France, 1760–1830, New Haven 2022.
  • Anja Zimmermann (Hg.): Kunstgeschichte und Gender. Eine Einführung, Berlin 2006.
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