This is America - Politische Kunst in den USA seit 1960_Schmidt

TU Dresden | Wintersemester 2020 / 2021 This is America - Politische Kunst in den USA seit 1960_Schmidt

This is America - Politische Kunst in den USA seit 1960_Schmidt

Im Video zu seinem 2018 veröffentlichten Song This Is America inszeniert der US-amerikanische Musiker Childish Gambino einen überraschenden Kopfschuss und liefert weitere Anspielungen auf Waffen- und Polizeigewalt, die er zugleich durch seine an rassistischen Stereotypen orientierten Bewegungen konterkariert. Gemeinsam mit Kendrick Lamars Song Alright zählt das Werk zu den einflussreichsten Auseinandersetzungen mit jenen Debatten, die auch den diesjährigen US-Präsidentschaftswahlkampf wesentlich bestimmen. So zeigen Künstler*innen wie Kara Walker und Titus Kaphar die Verankerung des strukturellen Rassismus in der US-amerikanischen Geschichte auf, wenn sie den Indian Removal Act, die Lynchjustiz oder die Sklaverei zum Thema ihrer Kunst machen. Dem jüngst zu beobachtenden Bildersturm gehen zahlreiche Arbeiten Kehinde Wileys voraus, die auf die ausschließliche Präsenz weißer Herrscherbildnisse verweisen.

Die genannten Beispiele stehen im Widerspruch zu jener Kunst, die in den erst 1776 gegründeten USA immer wieder auch als Instrument der Selbstvergegenwärtigung diente. So trug die bildliche Fixierung nationalspezifischer Themen fundamental zur Begründung einer eigenen Identität und Legitimierung politischen Handelns bei: Wurde im 19. Jahrhundert die Ausdehnung nach Westen und die damit einhergehende Verdrängung der Native Americans von allegorischen Überhöhungen wie John Gasts American Progress begleitet, eröffnete im 20. Jahrhundert das Medium des Films mit dem charakteristischen Genre des Westerns ganz neue Mittel zur Selbststilisierung. 

Als das „amerikanische Bild“ schlechthin ist Emanuel Gottlieb Leutzes Washington überquert den Delaware (1851) in die Erinnerungskultur eingegangen. Die monumentale, in mehreren Ausfertigungen existierende Komposition fängt den amerikanischen Gründungshelden in einem zentralen Moment des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ein. Unter kritischer Aneignung des Entwurfs wirft Roger Shimomura in seinem 2010 entstandenen Werk Shimomura Crossing the Delaware die Frage nach kultureller Identität und Zugehörigkeit auf.

Im Verlauf des Seminars soll anhand exemplarischer Referate untersucht werden, wie sich Künstler*innen seit den 1960ern an politischen Debatten beteiligten, diese initiierten oder kommentierten. Neben der Dekonstruktion von Gründungsmythen soll hierbei immer wieder auch die kritische Auseinandersetzung mit tagesaktueller Politik im Fokus stehen. 

Die zu erbringenden Leistungen im Seminar besteht aus einem Referat und einem begleitenden Handout. Die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats und zur Lektüre begleitender Texte wird vorausgesetzt. Aufgrund der Themenstellung eignet sich das Seminar auch für Studierende des Masterstudiengangs; eine Anrechnung der Leistungen ist möglich. Die Anmeldung zum Seminar über OPAL ist obligatorisch. Die Vergabe der Referatsthemen erfolgt in der ersten Sitzung.

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