Dresdner Moderne – Robert Sterl und die Kunst um 1900 (Schmidt/Gatomski)
„Sterl ist ein wahrhafter Künstler; er malt, was ihn in der Natur zu malen reizt. Seine Bilder sind gesehen, erschaut und erlebt. Keine Programm-Malerei […] Er will keine neue Kunst erfinden, wie manch eitler Narr, sondern er malt so, wie sein Sinn ihn zu malen antreibt.“
Mit diesen Worten beschreibt der bekannte deutsche Impressionist Max Liebermann seinen Künstlerkollegen und -freund Robert Sterl im Katalog zu dessen erster retrospektiver Übersichtsausstellung 1928. Zu jener Zeit war Sterl über die Grenzen von Dresden hinaus ein bekannter und geschätzter Maler, Zeichner, Grafiker, Kunstprofessor und Kunstsachverständiger. Heute sind sein Name und Werk nur noch wenigen bekannt. Das gilt für die meisten Künstler, die um 1900 in Dresden tätig gewesen sind. Ist die Dresdner Kunstszene zwischen Romantik und Expressionismus also kunsthistorisch nicht von Bedeutung? Zuletzt haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 2022 mit der großen Ausstellung „Weltflucht und Moderne“ den Maler Oskar Zwintscher und seine Kunst um 1900 wiederentdeckt und das Gegenteil bewiesen. Grund genug, diese Zeit in Dresden im Rahmen eines Seminars näher zu beleuchten.
Schlüsselfigur des Seminars wird der Impressionist Robert Sterl sein. Als Zeitspanne für das Seminar ist seine Lebenszeit von 1867-1932 prädestiniert, umfasst diese doch bedeutende historisch-politische und künstlerische Ereignisse und Übergänge. Gleichzeitig ist er als Künstler, Professor und Kulturpolitiker im Laufe seines Lebens prägend für die Dresdner Kunstwelt gewesen. Durch sein weitverzweigtes Netzwerk bietet er darüber hinaus zahlreiche Anknüpfungspunkte mit anderen Künstler:innen und Protagonist:innen seiner Zeit über die Grenzen Sachsens hinaus. Ausgehend von seiner Studienzeit an der Dresdner Kunstakademie in den 1880er Jahren betrachten wir wichtige frühe Weggenossen und Vorbilder wie Gotthardt Kuehl, Carl Bantzer oder Paul Baum als Vertreter der Freilichtmalerei und Impressionismus. Wir vergleichen Künstlervereinigungen Dresdens um 1900 mit den Secessionsbewegungen in Berlin und München, erarbeiten mit Otto Gussmann, Oskar Zwintscher oder Georg Wrba wichtige seiner späteren Professorenkollegen und werfen mit ausgewählten Schülern der Lehrergeneration Sterl wie Otto Griebel, Josef Hegenbarth oder Conrad Felixmüller einen Blick voraus auf die weitere Entwicklung der Dresdner Künstlerszene bis in die 1910er und -20er Jahre.
Das Seminar findet doppelstündig im 14-tägigen Abstand statt. Eine aktive Teilnahme und die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats sowie zur Lektüre begleitender Texte werden vorausgesetzt. Die Einschreibung erfolgt über OPAL. Die Themenvergabe findet in der ersten Sitzung am 15.04. statt. Im weiteren Verlauf des Seminars werden einige der Sitzungen auch vor Originalen stattfinden. Die Absprache der Termine erfolgt ebenfalls in der ersten Sitzung.
Ausgewählte Literatur:
- Gäbler, Kristin (Hg.): Gotthardt Kuehl. Ein Lichtblick für Dresden, Freital 2022.
- Küster, Bernd: Carl Bantzer, Marburg 1993.
- Lühr, Hans-Peter (Bearb.): Die Kunstakademie Dresden. Momentaufnahmen ihrer Geschichte, hrsg. von Dresdner Geschichtsverein e.V., Dresden 2014.
- Neidhardt, Hans-Joachim: Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts, Wien 2003.
- Popova, Kristina (Bearb.): Robert Sterl. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen, hrsg. von Birgit Dalbajewa für die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden und Gisbert Porstmann für die Städtische Galerie Dresden.
- Städtische Sammlungen Freital, Schloss Burgk (Hg.): Goppeln als Malerdorf, Freital 2009.
- Zimmermann, Horst: Robert Sterl in Briefen und Selbstzeugnissen, Dresden 2011.