Ringvorlesung Fünfzig Jahre 1968
SoSe 2018
Donnerstag, 18.30 – 20.00 Uhr / HSZ 401
Beginn: 03.05.2018
Die antiautoritäre Revolte, die sich im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik mit der Jahreszahl 1968 verbindet, jährt sich 2018 zum fünfzigsten Mal. Wie in den vergangenen Jubiläumsjahren steht auch in diesem eine intensive Auseinandersetzung mit diesem nach wie vor „heißen“ Ereignis zu erwarten. Gilt der Protest den einen als Ausgangspunkt einer Fundamentalliberalisierung der westdeutschen Bundesrepublik, die Geltung auch und gerade für das wiedervereinigte Deutschland beansprucht, wird er von anderen – den Kritikern des sog. „links-rot-grün-versifften 68er-Deutsch-land“ (Jörg Meuthen) – als Ausgangspunkt eines alle Verbindlichkeiten auflösenden Normenzerfalls und einer als totalitär angesehenen linken Diskurshegemonie gedeutet. Zwei Dinge haben sich allerdings zuletzt verändert, mit Auswirkung auf diese – für sich genommen keineswegs neuen – Narrative. Zum einen hat die kritische Lesart von „1968“ mit dem Einzug der „Alternative für Deutschland“ in die Parlamente eine neue Bühne und darüber einen neuen Resonanzraum erhalten; damit ist absehbar, dass in den 2018 anstehenden Debatten um die Deutung und die Bedeutung der 68er-Bewegung und ihres Protests noch stärker als früher die heutige gesellschaftliche, politische und kulturelle Orientierung der Bundesrepublik Deutschland (mit)verhandelt werden wird. Zum anderen ist – scheinbar gegenläufig dazu – seit einiger Zeit zu beobachten, dass rechtsorientierte Gruppierungen wie z.B. die Identitäre Bewegung sich Aktionsrepertoires und Protestformen der 68er aneignen und für ihre Zwecke nutzen. Und lässt sich der mit der sog. „Flüchtlingskrise“ aufgekommene rechte Protest, etwa in Gestalt von Pegida, nicht vielleicht sogar – wie von „Stern“ und „Welt“ nahegelegt – als neue APO deuten: als Aufbegehren gegen einen – diesmal allerdings linksliberalen – Mainstream, der mit seinen scheinbar unhinterfragbaren Positionen, etwa in der Migrations- und der Europapolitik, von vielen als das neue Establishment wahrgenommen wird? So spricht vieles dafür, dass „1968“ auch fünfzig Jahre danach von einer deutungsstillstellenden Historisierung weit entfernt ist; dass sich in Bezug auf dieses Ereignis sowie darauf, wie es erinnert und welche Bedeutung ihm heute gegeben wird, vielmehr neue Perspektiven abzeichnen und neue Fragen stellen.
Studierende können für eine regelmäßige Teilnahme an der Ringvorlesung folgende Leistungsnachweise erhalten: einen Teilnahmeschein über 2 SWS; 2 AQUA-Credits im Bachelor-Studiengang der Fakultät Sprach-, Literatur und Kulturwissenschaften, Immatrikulation vor dem 01.10.2013, Bereich B „Kommunikative Kompetenz“; 2 AQUA-Credits im Bachelor-Studiengang der Fakultät Sprach-, Literatur und Kulturwissenschaften, Immatrikulation nach dem 01.10.2013, Bereich „Basiskompetenzen“