HS Rassismus & Kolonialismus: Das Beispiel Italien
Der italienische Kolonialismus, der in den 1880er Jahren einsetzt und bis 1943 anhält, ist von Beginn an mit der Idee ‚zivilisatorischer’ Überlegenheit sowie rassistischen Praktiken verbunden. Dabei verbünden sich wissenschaftliche Diskurse mit rassistischer Ausrichtung, wie sie sich im 19. Jahrhundert im „Westen“ verfestigen, mit weiteren bio- und geopolitischen Diskursen sowie praktischer Kolonialpolitik (Städtebau, Bildung, ökonomische Ausbeutung der Kolonien, sexuelle Ausbeutung der indigenen Bevölkerungen etc.). Auch in Italien entstehen seit dem 19. Jahrhundert folgenreiche rassistische Konzepte, etwa bei Rassetheoretikern wie Cesare Lombroso, Alfredo Niceforo oder Julius Evola, bei Anthropologen wie Guido Landra oder Lidio Cipriani, den Mitverfassern des Manifesto della razza von 1938, oder den zahlreichen Beiträgern zu 1938-1943 erscheinenden Zeitschrift La difesa della razza. Uns interessiert dabei insbesondere die performative Macht rassistischer Diskurse, die soziale Handlungen ebenso wie Weltdeutungspraktiken beeinflussen oder überhaupt erst hervorbringen – also hierarchische Beziehungen herstellen, die behauptete rassische Unterschiede zwischen Menschen herabsetzend, diskriminierend und gewaltreich wirksam werden lassen. Im Seminar werden koloniale Diskurse und das koloniale Imaginäre in unterschiedlichen Medien auf Rassismen hin untersucht (Texte, Bilder, Filme, Fotografien, wiss. Artikel, pol. Reden, Postkarten, Lieder etc.) und mit kolonialen Praktiken, Ereignissen und Entwicklungen in Beziehung gesetzt, um das Verhältnis von Kolonialismus und Rassismus genauer zu bestimmen.
Die Veranstaltung wird digital angeboten. Weitere Details zur Umsetzung erfahren Sie im Anschluss an die Einschreibung via OPAL.