LEHRWERKSTATT...die digitale Lehrveranstaltung
Schritt 1: Planung der Lehr-Lernziele
Die wichtigste Frage am Beginn der Feinplanung einer einzelnen Lehrveranstaltung lautet:
Welche Lehr-Lernziele (LLZ) sollen die Studierenden in genau dieser Lehrveranstaltung erreichen? (Tipps zur Formulierung der LLZ finden Sie im Unterkapitel "Lehr-Lernziele der Veranstaltung".)
Bei der Erarbeitung kann Ihnen der unten angefügte Veranstaltungsplaner ("Vorlage Grobplanung") helfen.
Bedenken Sie neben der Erweiterung des Fachwissens - also der Erhöhung der Fachkompetenz, das Generieren von Wissen und Verständnis - weitere Kompetenzen, die im Hochschulqualifikationsrahmen genannt werden. Dazu gehören:
- Methodenkompetenz, d.h. die Planung und der Einsatz von Methoden, um Wissen zu erzeugen
- Selbstkompetenz, d.h. die Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Selbstverständnisses und Professionalität
- Sozialkompetenz, d.h. die Erarbeitung und Entwicklung von Kommunikations- und Kooperationsmethoden.
Die Verbindung der LLZ mit weiteren Kompetenzen gibt einen ersten Ausblick darüber, welche Methoden sich für die Umsetzung eignen könnten.
Schritt 2: Formulierung der Relevanz
Formulieren Sie konkret aus, welchen praktischen Nutzen oder Bezug die LLZ in Kombination mit weiteren Kompetenzen für die Studierenden hat. Der praktische Nutzen kann ein Beispiel aus dem gesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Leben und Alltag sein. Stellen Sie einen Zusammenhang zwischen den LLZ und dem Interesse der Studierenden her. Das leistet einen erheblichen Beitrag zur Motivation der Studierenden.
Schritt 3: Methodenauswahl nach Lehrveranstaltungsphase
Je nach LLZ und den zu fördernden Kompetenzen wählen Sie aus, in welcher Form der Input vermittelt und von den Studierenden angewendet bzw. wiederholt werden soll. Die Wahl der Methoden beschränkt sich jedoch nicht nur auf die LLZ, auch die Phase der Lehrveranstaltung spielt eine Rolle.
Die folgende Übersicht gibt Ihnen einen Überblick, welche Methoden in unterschiedlichen Phasen denkbar wären.
(1) Anfangsphase:
- Ziel: zu Beginn des Semesters: gegenseitiges Kennenlernen, Rahmenbedingungen herstellen, Begrüßung
- Funktion der Phase: gegenseitige Aufmerksamkeit herstellen, Sozialbeziehungen aufbauen, Arbeitsfähigkeit herstellen
- Methoden: Vorstellungsrunde, Einstieg ins neue Semester, Lebendige Statistik, Blitzlicht, Steckbrief, Aufmerksamkeitswecker, usw.
(2) Einführungsphase:
- Ziel: Aktivierung des Vorwissens der Studierenden und Vermittlung von Schlüsselbegriffe
- Funktionen: Motivation schaffen, Neugier wecken, an Bekanntes anknüpfen und dadurch entlasten, inhaltliche Orientierung bieten
- Methoden: Mindmaps, (Zettel)Cluster, kurze Video/Audiosequenzen zum Thema, Brainstorming, Kugellager, usw.
(3) Präsentations-/Arbeitsphase:
- Ziel: Strukturierung und Darstellung des neuen Themas, Verknüpfung des Themas mit Vorwissen, Klärung von Aufgabenstellungen,
- Funktion: Orientierung im Lehr-Lernprozess, Erreichen der Lehr-Lernziele, Erfassen neuer Wissensinhalte
- Methoden: Fishbowl, Schnellschreiben, Thesen formulieren, Fachlandkarte, Reihumtext, Sätze fertig schreiben, fiktiver Dialog, Glossar, Think-Pair-Share, usw.
(4) Schlussphase:
- Ziel: Arbeitsprozess evaluieren, Erkenntnisse auswerten, Evaluierung der Arbeitsaufgaben
- Funktion: Ergebnisse zusammenfassen, Erkentnisse bilanzieren, Potentiale aufzeigen
- Methode: Postergalerie, Blitzlicht, Lern-Insel, Fünf-Finger-Feedback, usw.
Im Unterkapitel Methodensammlung finden Sie unsere Methodenblätter mit detaillierten Beschreibungen zu den beispielhaft genannten Methoden. Alle Methoden können und sollen im Kontext auf die verschiedenen Lehr-Lern-Settings (Vorlesung, Seminar, Blockseminar, usw.) abgestimmt werden. Die genannten Methoden dienen als Inspiration - vor allem für die Frage, ob und wie jede Methode im digitalen Raum angewandt werden kann.
Zum Transfer der Methoden in die digitale Lehre eignen sich zunächst folgende Reflexionsfragen:
- Welche Methoden sind für den Transfer geeignet?
- Welche digitalen Tools benötige ich für die Umsetzung?
- Was muss ich bei der Durchführung der Methoden mit den entsprechenden Tools beachten?
- Welche technischen Voraussetzungen muss ich zur Durchführung dieser Methoden bzw. zur Anwendung der Tools schaffen?
Weiterführende Literatur:
Böss-Ostenford, A.; Senft, H. (2010): Einführung in die Hochschul-Lehre. Ein Didaktik-Coach, Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.
Waldherr, F.; Walter, C. (2009): didaktisch und praktisch. Ideen und Methoden für die Hochschullehre, Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.