Mein MITZ – Eine temporäre Lernumgebung für Medizinstudierende
Das Projekt "Mein MITZ" beinhaltet die Entwicklung eines Online-Tools innerhalb der Lernmanagementplattform "Moodle". Es gliedert sich in zwei inhaltliche Schwerpunkte: 1) Die technische Entwicklung und Einbindung des Tools sowie die Verknüpfung aller MITZ-Lehreinheiten innerhalb von Moodle zu einem zusammenhängenden Kurs. 2) Die didaktische Konzeption und technische Einbindung eines digitalen Kompetenzrasters zur fortlaufenden individuellen Lernfortschrittsabbildung. Die Studierenden können so fortlaufend ihren Kompetenzerwerb einschätzen und selbstgesteuert entsprechende Lehrangebote wählen und absolvieren. Die semesterübergreifende Begleitung der longitudinalen Lehrveranstaltungen bietet den Studierenden die Gelegenheit, über ihren gesamten Studienverlauf die eigenen Kompetenzen zu reflektieren, den Lernfortschritt zu verfolgen und somit auf ihren Studienerfolg hinzuarbeiten.
Details
Projektträger
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK)
Lessons Learned
Was lief gut im Projektverlauf?
Als positiv kann die Akzeptanz des Tools durch die Testpersonen (eine Freiwilligen-Kohorte Medizin-Studierender) gewertet werden, welche zum einen die übersichtliche Zusammenführung der MITZ-Angebote hervorhoben und dies für sich als eine Erleichterung im Verlauf der wiederkehrenden MITZ-Lehreinheiten erachten. Auch die Möglichkeit, die eigenen Kompetenzen selbstgesteuert einzuschätzen und zielgerichtet auszubauen, wurde als hilfreich und sinnvoll beschrieben.
Bei einer Kurzvorstellung des Projektes im Rahmen des HDS-Fachtages konnte großes Interesse und großer Zuspruch durch die Zuhörenden erreicht werden, was für das Projektteam die Zielsetzung nochmals bekräftigen konnte. Der gesamte Erarbeitungsprozess war von einer sehr engen und konstruktiven Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Kolleg*innen der IT-Abteilung geprägt, sodass gesagt werden kann, dass eine zielgerichtete Kollaboration aller Beteiligten als essentiell für einen positiven Projektfortschritt gesehen werden kann.
Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Projektdurchführung?
Als herausfordernd kann die Kommunikation zur Einführung des neuen Tools gesehen werden. Dies betrifft sowohl die Kommunikation mit den Studierenden als auch innerhalb unseres Teams. Es bedarf zum Einen einiger struktureller und organisatorischer Anpassungen bezüglich der Gestaltung der Informationsseiten in den einzelnen TU-internen Plattformen. Die Studierenden müssen "auf kurzem Wege" zu "Mein MITZ" gelangen können, was mit einer entsprechenden Verlinkung und detaillierten Informationen verbunden ist. Das "Finden" von "Mein MITZ" muss erfahrungsgemäß in der Fülle an Informationen auf z.B. dem E-Portal,genau gelenkt werden. Dies kann zumindest am Anfang zu Problemen führen.
Zum anderen müssen die MITZ-MA jederzeit auf Fragen zu "Mein MITZ" antworten können, was zunächst eine genaue Einweisung und dann eine "freiwillige" intensive Auseinandersetzung mit dem Tool durch die MA voraussetzt. Das bedeutet jedoch im Trainingsalltag eine Mehrbelastung, die sicher nicht alle MA tragen möchten. daher bedarf es einer eingehenden Vorbereitung der "Ausrollphase".
Traten unerwartete Schwierigkeiten auf? Wenn ja, welche?
Die technische Erstellung des Tools in Moodle war problemlos umsetzbar. Schwierigkeiten ergaben sich jedoch bei der Einbindung der bereits in Moodle vorhandenen MITZ-E-Learning-Einheiten. Dafür musste zunächst jede einzelne Lehreinheit über einen Zugangslink verknüpft werden. Weiterhin war der allgemeine Zugriff auf das Tool während der Testphase gesperrt, sodass alle Testpersonen händisch in den Kurs eingeschrieben werden mussten. Dieser Prozess soll im weiteren Verlauf vereinfacht und vereinheitlicht werden. Als Herausforderung stellte sich ebenfalls die Entwicklung des Kompetenzrasters in einer praktikablen Online-Variante dar. Da vorhandene Plugins nicht alle benötigten Kriterien erfüllen, musste eine eigene neue Benutzeroberfläche erstellt werden. Dieser Prozess gestaltete sich anfänglich problematisch und bedarf auch im weiteren Verlauf weiterer Adaptionen.
Was würden Sie aus Ihren Erfahrungen heraus für ähnlich angelegte Projekte empfehlen?
Als hilfreich hat sich die vorbereitende Erstellung einer detaillierten Prozessabbildung mit genau definierten Prozess-Schritten und den damit verbundenen Anforderungen an die technische Infrastruktur erwiesen. So konnten bereits vor der praktischen Umsetzungsphase mögliche Probleme identifiziert und alternative Lösungen mitgedacht werden. Ebenso hat sich eine klar strukturierte Nutzeroberfläche inklusive grafisch aufbereiteter "Navigationsanleitung" hinsichtlich der Nutzungsbereitschaft als wirksam erwiesen. Zusammengefasst: So viel, wie nötig, so wenig wie möglich", um eine strukturierte und effiziente Anwendung zu ermöglichen.
Weitere „Lessons-Learned“:
Eine wichtige Erkenntnis ist auf jeden Fall, der Entwicklung und vor allem der Einführung eines neuen Prozesses die entsprechende Zeit zu geben. Gerade die Implementierung eines neuen Tools, welches longitudinal in das Studium eingebunden werden soll, stellt auf jeder Ebene einen "Change-Prozess" dar, in den alle Beteiligten von Beginn an einbezogen werden müssen, um eine entsprechende Akzeptanz zu erreichen und zu fördern. Das betrifft im Fall von "Mein MITZ" neben den Studierenden als Zielgruppe, auch die MITZ-Mitarbeitenden, da diese viele administrative Aufgaben hinsichtlich der Information der Studierenden in Bezug auf Moodle wahrnehmen und auch auf Fragen vorbereitet sein müssen. Weiterhin ist es wichtig, im Vorfeld die technischen Voraussetzungen vorher mit den "Wünschen" abzugleichen, um langwierige Anpassungsprozesse zu vermeiden. Dies ist allerdings nicht immer vollumfänglich möglich, sodass rechtzeitig Alternativen gefunden werden sollten.
Eine weitere wichtige Erkenntnis: Die Entwicklung neuer Strukturen/Prozesse ist meist mit Projektende NICHT vollumfänglich abgeschlossen, schon gar nicht verstetigt. Daher sollten über das Projektende hinaus Ressourcen (zeitliche, personelle, finanzielle..) geplant und verfügbar gemacht werden, um den Projektstand nicht mitten im Prozess "in die Schublade" legen zu müssen, wie es leider meist der Fall ist.
Zusammengefasst: Zeit geben; alle Beteiligten von Beginn an einbeziehen, technische Voraussetzungen prüfen, lieber einmal mehr testen und das "Roll out" gut vorbereiten. VOR dem Projektstart an die Zeit NACH Projektende denken und entsprechend vorausschauend planen. Sonst können keine nachhaltigen Change-Prozesse entstehen.
Nachnutzungsmöglichkeiten
Das Projekt kann nach erfolgreicher Erprobung einfach in die administrativen Prozesse des Studienablaufes integriert werden und so zusätzliche bedarfsorientierte Lernmöglichkeiten für die Studierenden bieten. Die Infrastruktur kann auf den Erfahrungen aufbauend ständig weiterentwickelt und auf andere Fachbereiche adaptiert werden.
Eine kontinuierliche Erweiterung, z.B. durch themenspezifische Progresstests oder Integration weiterer Self-Assessments ist auch über die Projektlaufzeit hinaus möglich und kann mit wenig Ressourcen von Lehrenden selbst ausgeführt werden. Die Lehrenden haben zudem die Möglichkeit, über das Lernverhalten der Studierenden bedarfsgerechte Angebote zu erstellen und somit die Aneignung und Festigung schwieriger Inhalte zu fördern.
Durch die Schaffung einer einheitlichen Lernkultur und -Plattform können an der Fakultät historisch bedingte Insellösungen aufgelöst werden und vereinfachen die Anwendung und den Arbeitsaufwand sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lehrenden.
Kontakt
Marie-Christin Willemer
Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Medizinisches Interprofessionelles Trainingszentrum (MITZ)
marie-christin.willemer@tu-dresden.de
0351 458-18542
Katja Krumm
Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus