Social Media im Deutschunterricht
Das Projekt zielt auf die Entwicklung und Erprobung eines mehrstufigen Lehrangebots, das Lehramtsstudierende zur erfolgreichen und wissenschaftlich fundierten Aufbereitung des Themas sprachliche und kulturelle Praktiken in Social Media für den Deutschunterricht befähigt. Das Lehrangebot, das fachwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven kombiniert, adressiert die Vermittlung digitaler Kompetenz als zentrale Aufgabe von Deutschlehrer:innen und verankert diese frühzeitig in der universitären Ausbildung. Im Fokus stehen dabei weniger digitale Tools als Lernmedien als vielmehr digitale Medien als Lerngegenstände im Deutschunterricht.
Das zu entwickelnde Lehrangebot setzt sich zusammen aus zwei aufeinander aufbauenden Seminaren zum Thema Kommunikation in Sozialen Medien als Gegenstand des Deutschunterrichts, einer wissenschaftlich begleiteten Peer-Feedback-Plattform für eigene Unterrichtskonzepte und -materialien und deren Erprobung in Schulpraktika sowie einem Ressourcenpool mit dokumentierten Best Practice Beispielen als OER.
Hochschuldidaktisch setzt das Projekt auf Blended Learning Formate, die Studierenden Selbstlernangebote zur Verfügung stellen. Davon ausgehend werden im Seminar mögliche Didaktisierungen diskutiert, entwickelt und erprobt. Kooperationspartner ist das TextLab der SLUB, das auf kollaboratives computergestütztes Arbeiten ausgerichtete Gruppenarbeitsplätze zur Verfügung stellt.
Details
Projektträger
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK)
Lessons Learned
Was lief gut im Projektverlauf?
In den beiden Seminaren ist es gelungen, das geteilte Interesse der Studierenden für das Thema "Social Media" aufzugreifen und in einen Austausch darüber zu überführen, wie eine konstruktive, sprach- wie literaturdidaktische Zielsetzungen berücksichtigende unterrichtliche Konzeptualisierung aussehen kann oder auch sollte. Als sehr gewinnbringend hat sich dabei die Zusammenführung von fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Perspektiven erwiesen.
Ein weiterer zentraler Aspekt war die Erprobung der entwickelten Konzepte im Seminar (im Wintersemester 21/22) bzw. in zwei Dresdner Schulen (im Sommersemester 2022). Hierdurch wurde das Potential, aber auch der Überarbeitungsbedarf der Konzepte sehr deutlich.
Als positiv ist zudem hervorzuheben, dass die exemplarische Auseinandersetzung mit dem Thema "Social Media im Deutschunterricht" vielfältige Lerngelegenheiten für übergreifende deutsch- bzw. mediendidaktische Kompetenzen eröffnete: Eröffnung problemorientiererter Fragestellungen, Differenzierung in Aufgabenstellung, Nutzung von linguistischen Datenbanken, Ermöglichung funktionaler Sprachbetrachtung etc.
Abschließend soll noch ein Höhepunkt im Wintersemester 2021/22 erwähnt werden: Teil des Seminars war die Auseinandersetzung mit dem Instagram-Projekt @ichbinsophiescholl. Im Februar hatten wir dann die Gelegenheit, unsere Beobachtungen und Fragen mit einer Redakteurin des Bayrischen Rundfunks, Lydia Leipert, zu diskutieren.
Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Projektdurchführung?
Im ersten Durchgang im Wintersemester 21/22 erwies sich die Fülle der Seminarthemen (digitale Schriftlichkeit, Hate Speech, Fake News, Erinnerungskulturen im Digitalen) als Heraus- bzw. Überforderung. Aufgrund der Vielzahl der Themen war eine vertiefte fachwissenschaftliche wie fachdidaktische Auseinandersetzung nur bedingt möglich. Zudem zeigte es sich, dass es den Studierenden – trotz der grundsätzlichen Begeisterung für das Thema – schwer fiel, Ideen für Unterrichtskonzepte zu entwickeln. Aus diesem Grund erfolgte im zweiten Durchgang eine Fokussierung von zwei Themen (Digitale Schriftlichkeit und Fake News), um zum einen die vertiefte Auseinandersetzung zu ermöglichen, zum anderen die Konzeptentwicklung noch enger im Seminar begleiten zu können. Zudem wurden die Konzepte nach Peer- und Dozierenden-Feedback überarbeitet. Die beiden ausgewählten Konzepte haben sich in der schulischen Erprobung dann auch bewährt.
Traten unerwartete Schwierigkeiten auf? Wenn ja, welche?
Die Tatsache, dass im Wintersemester 21/22 im Dezember die Lehre wieder von Präsenz auf Online-Formate umgestellt werden musste, erwies sich als hinderlich für den gemeinsamen Arbeitsprozess. So konnte das TextLab der SLUB nicht wie geplant von den Studierenden genutzt werden, aber auch für uns Dozierende war es schwierig, in der Phase, in der die Studierenden eigenständig an den Unterrichtskonzepten arbeiten sollte, die Entwicklung ausreichend eng zu begleiten. Der Versuch, das Miro-Board für die Strukturierung und Dokumentation des Arbeitsprozesses in den Gruppen zu nutzen, konnte nur teilweise erfolgreich umgesetzt werden, was aber vorrangig auf die äußeren Schwierigkeiten in der Pandemie-Situation und auf die inhaltlichen Herausforderungen, mit denen die Studierenden konfrontiert waren (s. oben), zurückzuführen ist.
Was würden Sie aus Ihren Erfahrungen heraus für ähnlich angelegte Projekte empfehlen?
Zu empfehlen ist die thematische Eingrenzung bzw. das exemplarische Arbeiten. Auch wenn die Entscheidung für wenige Themen nicht nur schwerfällt, sondern zunächst auch mit Blick auf die Vielfalt und Komplexität des Themenbereichs als unzulässig erscheint, hat sie sich in unserem Seminarzusammenhang als zwingend notwendig erwiesen. Ohne diese starke Fokussierung ist es nicht möglich, die notwendigen fachwissenschaftliche und fachdidaktischen Grundlagen zu erarbeiten und im nächsten Schritt dann darauf aufbauende Unterrichtskonzepte zu entwickeln und zu erproben.
Weitere „Lessons-Learned“:
Die Erwartung, dass Studierende, die zu den Digital Natives gerechnet werden können, vielfältige gegenstandsbezogene Erfahrungen und Ideen in die fachliche Diskussion und in die Entwicklung von Unterrichtskonzepten einbringen, hat sich nur teilweise bestätigt. Es erwies sich beispielsweise als notwendig, tradierte Überzeugungen (z.B. zum "Sprachverfall" in der "Internetsprache") kritisch zu reflektieren und die pauschale Rede von der aktuell gegebenen Allgegenwärtigkeit von Fake News zu prüfen und zu differenzieren.
Nachnutzungsmöglichkeiten
Die Unterrichstkonzepte (OER) können nun in verschiedenen Schulkooperationen weiterentwickelt und ergänzt werden.
Kontakt
Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker
Technische Universität Dresden
simon.meier-vieracker@tu-dresden.de
0351 463-36403
Prof. Dr. Dorothee Wieser
Technische Universität Dresden, Institut für Germanistik