Studium Soziale Arbeit – Hybride Praxisforschung im Fokus

Vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung im Bereich Hochschulbildung wird unter dem Begriff "hybrid" ein inklusives Teilnahmeformat verstanden. Präsenz bei gleichzeitiger digitaler Anwesenheit von Projektteilnehmer*innen wird hier moderierend realisiert. Nicht selten missglückt die Inklusion des Digitalen. Hochschulkooperationen werden durch die Studierenden genutzt, ausgebaut und nach Möglichkeit neue entwickelt. Für eine 14-monatige und insgesamt 3-phasige Projektlaufzeit werden hier drei Arbeitspakete (Vorbereitung, Umsetzung, Nachbereitung) ausdifferenziert. Die 1. Phase dient der Vorbereitung der hybriden Lehre (WiSe 2022-23) zur Vermittlung von Grundlagen empirischer Sozialforschung sowie zur Planung eines eigenen Praxisforschungsprojekts). Eine Vereinbarung mit den Studierenden "Students as Partners" für die hybride Lehre ist hierfür zentral. Die 2. und 3. Phase beinhaltet eine Praxisforschungs-, -berichts- und -präsentationsphase, in der sich zirka 15 Studierende engagieren. Forschungsdaten werden digital erhoben, in geeigneter Weise aufbereitet (Transkripte) und mit interaktiven Software-Tools (bspw. Whiteboards) analysiert. Parallel wird ein Fachtag HyPrafo durch die Studierenden geplant und umgesetzt. Dieser dient dem Ergebnistransfer, Diskussion, Austausch sowie der weiteren Vernetzung.

Details

Projektträger

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK)

Lessons Learned

Was lief gut im Projektverlauf?

Gemeinsam mit den Studierenden wurde jeweils ein vollständiger quantitativer und qualitativer Forschungsprozess – Themenfindung, Fragestellung, Datenerhebung, Datenanalyse, Ergebnisformulierung, Diskussion und einer abschließenden Präsentation anlässlich eines kleinen thematischen Fachtages – durchlaufen.

Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Projektdurchführung?

Die Qualität des hybriden Lehr-Lern-Settings verbesserte sich deutlich mit einer Optimierung der Kamera- und Tontechnik. Lehrveranstaltungen forschenden Lernen beinhalten jedoch auch per se die teilnahmeformatunabhängige Herausforderung auf das prozesshafte, gruppenspezifische Geschehen und externe Faktoren (wie bspw. den Feldzugang) zu reagieren und dafür einen passenden Umgang zu finden.

Traten unerwartete Schwierigkeiten auf? Wenn ja, welche?

Unerwartete Schwierigkeiten, die über die bereits beschriebenen (erwartbaren) Herausforderungen im Praxisforschungskontext hinausgehen, gab es nicht.

Was würden Sie aus Ihren Erfahrungen heraus für ähnlich angelegte Projekte empfehlen?

Die konzeptionelle Fundierung von Lehr-Lern-Settings mit einem gelebten "Students-as-Partners"-Ansatzes ist sehr empfehlenswert. Aus eigener Erfahrung ist dieser erfahrungswertschätzende Ansatz eher eine Haltung, die unabhängig vom Veranstaltungssetting (Vorlesung, Seminar, Methoden-/Forschungswerkstatt) wirkt. Auf diese Weise lässt sich die Selbstwirksamkeit interessierte Studierender fördern.

Weitere „Lessons-Learned“:

Eine Realisierung von Teamteaching – beispielsweise durch das einbinden von Masterstudierenden als wissenschaftliche Hilfskräfte – verwirklicht einen Peer-to-Peer-Ansatz. Damit werden – ähnlich wie bei bereits umgesetzten Tutor:innen-Angeboten – studentische Erfahrungen und deren "Lessons-Learned" besser anschlussfähig. Erfahrungslernen hat somit im Studium eine spezifische Qualität und einen Ort, an dem es stattfindet.

Nachnutzungsmöglichkeiten

Acht Praxisforschungsprojekte bedarf es (derzeit) an der Fakultät Soziale Arbeit jährlich. Synergieeffekte der Nachnutzung lassen sich in Form von Erfahrungswissen erzeugen. Es bleibt jedoch immer eine anspruchsvolle live-Inszenierung am Lehr-Lernort. Das Konzept lässt sich auf die Praxisforschung im Master übertragen. Weitere Potentiale der Vernetzung/Kooperation zur HyPrafo bestehen landes- und bundesweit sowie auch darüber hinaus in übergreifenden Fragestellungen Sozialer Arbeit. Die Erprobung und gegenseitige Rückmeldung zur Rahmung des Hybriden erweitert die Kompetenzen und fördert die Sicherheit im Umgang mit der Moderation. Es ist ein Übungsformat im Studium für die berufliche Praxis. Vorbehalte gegenüber der Verbindung von Online- und Präsenzteilnahme lassen sich auf diese Weise auflösen. Eine echte Projektalternative hat auf diese Weise das Potenzial zur curricularen Verankerung.

Weitere Informationen

Projektzeitraum: 01.07.2022 bis 31.08.2023

Generelles

Das Projekt hat durch den "kleinen" Fachtag hochschulübergreifende Resonanz erzeugt. Die Studierenden sind von explizit zwei Hochschulstandorten für eine standortspezifische Datenauswertung, Präsentation und Diskussion angefragt und in diesem Zusammenhang zu Veranstaltungen eingeladen. Es ist ein weiterer Artikel in Vorbereitung. Dabei werde ich von einer weiteren Promovendin unserer Fakultät und zwei Masterantinnen als wissenschaftliche Hilfskräften in Co-Autor:innenschaft unterstützt. Dieser hat die Beforschung der im Wintersemester 2022/23 und Sommersemester 2023 realisierten Lehrveranstaltung – im Kontext von Forschung Lehren und forschendes Lernen – zum Gegenstand. Die Datengrundlage besteht sowohl aus quantitativen Daten (zwei Lehrveranstaltungsevaluationen), als auch aus qualitativem Material (zwei Teaching Analysis Polls (TAPs) und Lehr-Lern-Tagebüchern von Studierenden). Der Beitrag beleuchtet, wie Studierende forschendes Lernen im hybriden Setting vor dem Hintergrund des lehrveranstaltungsleitenden "Students-as-Partners"-Ansatzes wahrnehmen und reflektieren.

Weiteres

Durch das skizzierte Projekt generiert auch die Lehrperson praktische Erfahrungen in Vorbereitung, Umsetzung und Nachbereitung hybrider Lehre und entwickelt ihr Kompetenzprofil. Es findet ein Jahr eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Studierenden auf Augenhöhe statt. Beide Seiten entwickeln eine Routine im Umgang mit wechselnden Aufmerksamkeitsfokussen auf Bedürfnisse von Teilnehmenden im Präsenz- und Online-Modus. Gemeinsam Lehren-und-Lernen-zu-lernen ist fortwährende Prozessoptimierung und Professionalisierung. Studierende im hybriden Lehrszenario sind aufgefordert, sich interessengeleitet zu engagieren, zwischen den Formaten zu wechseln und die Inhalte selbst aktiv mitzubestimmen statt passiv zu konsumieren. Eine Perspektivenverschränkung durch reflexives Teilen von Erfahrungen im Dialog schafft eine Lehr-Lernerfahrung, die nur in situ uno actu generierbar ist.

Kontakt

Markus Lohse

Hochschule Mittweida

lohse@hs-mittweida.de

03727 58-1707

https://www.hs-mittweida.de/

B.A. Irina Panteleev

Hochschule Mittweida

ipantele@hs-mittweida.de

https://www.hs-mittweida.de/

Julia Oethe

Hochschule Mittweida

joethe@hs-mittweida.de

https://www.hs-mittweida.de/