Kulturelles und sprachliches Lernen im Tandem: digital – analog – hochschulübergreifend

Das Lehr-Lernprojekt „Sprachenlernen im Tandem“ auf überregionaler Ebene ist auf die zunehmende Internationalisierung und Mehrsprachigkeit der sächsischen Hochschulen abgestimmt. Es reagiert auf die wachsenden Anforderungen an Sprachunterricht und kulturbezogene Bildung. Dies betrifft insbesondere internationale Studierende im Rahmen von Austauschprogrammen dadurch individuelle Unterstützung erfahren. Im Tandemprojekt arbeiten daher internationale und deutschsprachige Studierende im Tandem aus jeweils zwei Personen über einen längeren Zeitraum eng zusammen. Formal sind sie dazu im Tandem-Modul eingeschrieben, das curricular in der Studienordnung verankert und dadurch anrechenbar ist. Durch regelmäßige Begegnungen und kollaborative Lernprozesse – sowohl vor Ort als auch über digitale Kommunikationskanäle – setzen sich die Tandempaare intensiv mit sprachlichen und kulturellen Fragen auseinander. Dabei nutzen sie jeweils die Erstsprache ihres Partners bzw. ihrer Partnerin als Ziel- und Lernsprache. Durch diesen Ansatz lernen die Studierenden nicht nur die Sprache in authentischen Kommunikationssituationen, sondern gewinnen auch wertvolle Einblicke in die kulturbezogene Aspekte ihrer Tandem-Partner/in. Sie erhalten durch den Austausch praktische Unterstützung und stärken dabei ihre Sprach-, Studien- und Sozialkompetenzen.

Details

Projektträger

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK)

Lessons Learned

Was lief gut im Projektverlauf?

Fremdsprachenkompetenz => Die Studierenden verbessern ihre Zielsprachenkompetenzen durch praxisnahe Anwendung und regelmäßigen Austausch mit Erstsprecher:innen.
Kombination von individuellem mit sozialem Lernen => Jede:r Teilnehmer:in realisiert ein eigenes Lernprojekt und bearbeitet dieses gemeinsam mit einem Tandem-Partner oder einer Tandem-Partnerin, dies trägt zur Motivation und zum Lernerfolg bei.
Selbststeuerung und Selbstwirksamkeit => Die Arbeit im Tandem fördert Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit, da die Studierenden ihre Lernprozesse eigenständig steuern und individuelle Ziele verfolgen.
Berufsbezogene Kompetenzen => Mit den sprachlichen Fähigkeiten entwickeln die Studierenden interkulturelle und kommunikative Kompetenzen, die für Studium und spätere berufliche Herausforderungen von hoher Relevanz sind.
Kollaboratives Problemlösen => Die Tandemarbeit fördert das gemeinsame Lösen von Aufgaben sowie die gegenseitige Hilfestellung bei Verständnisfragen.
Lernendenautonomie => Die Studierenden erfahren den Mehrwert selbstgesteuerter Lernprozesse und lernen, wie sie ihre eigenen Lernmethoden und -strategien verbessern können.
Kulturbezogene Kompetenzen => Das Projekt trägt zur gesellschaftlichen und beruflichen Integration internationaler Studierender bei, indem die Studierenden kulturelle Hintergründe und Verhaltensweisen kennenlernen. Zugleich erweitern Studierende mit Bildungshintergrund in Deutschland für künftige Tätigkeiten in einer plurikulturellen Arbeitswelt.
Erweiterung des Netzwerks => Durch die Vernetzung mit Peers anderer Hochschulen erweitern die Studierenden ihr soziales und akademisches Netzwerk, was potenziell auch zukünftige Studien- oder Berufswege positiv beeinflusst.

Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Projektdurchführung?

Im Verlauf des Projekts sind einige potenzielle Herausforderungen aufgetreten, die für die kommenden Projekte weiter berücksichtigt werden.
So können technische Hürden entstehen, wenn Studierende anderer Hochschulen nicht sofort Zugang zum jeweiligen LMS, z.B. der Moodle-Plattform haben. Auch gibt es Unterschiede in den technischen Systemen der beiden Hochschulen, was mitunter die Nutzung gemeinsamer Tools erschweren kann. Unterschiedliche digitale Vorerfahrungen der Studierenden führen zu variierenden Einarbeitungszeiten in die Tools.
Eine geringe Nachfrage nach bestimmten Erstsprachen kann die Tandem-Partnerfindung erschweren. Studierende mit niedrigerem Sprachniveau (A1/A2) scheuen sich zudem oft vor der Verwendung der Zielsprache, das kann ein Ungleichgewicht innerhalb des Tandems auslösen. Dies kann leicht zu Motivationsverlust führen, da dann meist ein:e Partner:in stärker profitiert. Eine intensive Beratung und Betreuung sind daher wichtig, um passende Lernziele und Aktivitäten zu entwickeln, die auch Anfängern helfen, Fortschritte zu erzielen und die motivierende Energie einer Tandem-Sprachpartnerschaft effektiv zu nutzen. Die Festlegung klarer Kommunikationsregeln muss sichergestellt werden, sodass beide Tandempartner:innen im gemeinsamen Lernprozess von Anfang an verbindlich und zielorientiert arbeiten können.

Traten unerwartete Schwierigkeiten auf? Wenn ja, welche?

Der Zeitaufwand und das Tempo des Lernfortschritts können je nach Tandempartner:in und persönlichen Zielen variieren, was die gemeinsame Zielerreichung teilweise erschweren kann. Persönliche Sympathien oder Antipathien können die Motivation und die Zusammenarbeit zwischen den Tandempartner:innen
beeinflussen und im schlimmsten Fall die Wirksamkeit der Tandemarbeit mindern. Hier ist ein frühzeitiges Monitoring von Seiten der Koordination wichtig, um ggf. alternative Lösungen zu identifizieren. Ebenfalls kann es zu einem Ungleichgewicht in der Kommunikation kommen, wenn ein:e Tandempartner:in weniger engagiert ist oder unzureichend kommuniziert, kann dies zu Frustration führen. Dies kann die Motivation und das Lernen in der Zielsprache beeinträchtigen. Auch hier ist rechtzeitiges Monitoring ausschlaggebend.

Was würden Sie aus Ihren Erfahrungen heraus für ähnlich angelegte Projekte empfehlen?

Es sollte neben eine ausgeglichenen Erstsprachen-Verhältnis auch auf das Vorhandensein gemeinsamer Werkzeuge, wie digitaler Kommunikationskanäle und -tools für regelmäßige Tandemtreffen, eines gemeinsamen Lernmanagementsysteme (LMS) oder Cloud-Lösungen zur Organisation der Kollaboration geachtet werden. Auch bedarf es einer digitalen Tandem-Vermittlung mit Optionen der manuellen Nachsteuerung zur Vermittlung der Tandempartner:innen.

Die Koordinator:innen sollten zudem immer als Ansprechpartner:innen für die Studierenden in allen Fragen, besonders aber in Bezug auf den Inhalt der Tandems und die Lernmethoden zur Verfügung stehen. Eine entsprechende methodisch-didaktische Vorbereitung der Studierenden auf ein gemeinsames Lernen im Tandem ist daher notwendig.

Nachnutzungsmöglichkeiten

Durch die regelmäßige und praxisnahe Interaktion mit Erstsprachler:innen vertiefen die Studierenden ihre Zielsprachenkenntnisse. Dieser authentische Sprachgebrauch ermöglicht es den Teilnehmenden, Sprachkompetenzen nicht nur im akademischen Kontext, sondern auch in realitätsnahen kommunikativen Situationen zu erweitern.

Das zugrundeliegende duale Lernkonzept verbindet selbstbestimmte Lernprozesse mit kooperativem Austausch und stärkt Motivation und Lernerfolg gleichermaßen. Dadurch bietet das Lernen im Tandem den Studierenden auch eine Plattform, ihre Lernprozesse eigenverantwortlich zu gestalten. Die individuelle Zielsetzung trägt maßgeblich zur Stärkung des Selbstwirksamkeitserlebens bei und unterstützt die Entwicklung metakognitiver Kompetenzen.
Neben der Verbesserung sprachlicher Fähigkeiten erwerben die Studierenden interkulturelle und kommunikative Kompetenzen, die von zentraler Bedeutung für das Studium sowie für berufliche Tätigkeiten in internationalen und multikulturellen Kontexten sind. Die Förderung kollaborativen Problemlösens trägt zur Entwicklung teamorientierter Lösungsstrategien bei, die für den Beruf und das Studium essenziell sind.
Das Tandemprojekt leistet außerdem einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen und beruflichen Integration internationaler Studierender, indem es den interkulturellen Austausch fördert. Dabei lernen alle Teilnehmenden, kulturelle Hintergründe und Verhaltensweisen besser zu verstehen. Gleichzeitig bereitet das Projekt deutsche Studierende auf zukünftige Tätigkeiten in einer plurikulturellen Arbeitswelt vor. Durch die gezielte Vernetzung mit Peers aus einer anderen Hochschule erweitern die Studierenden ihr soziales und akademisches Netzwerk. Diese Kontakte können langfristig Studien- und Berufsperspektiven bereichern und positiv beeinflussen.

Das Projekt „Sprachenlernen im Tandem“ wird fortgesetzt und fokussiert sich einerseits aktuell speziell auf die Tandemarbeit Studierender der Westsächischen Hochschule und der Universität Leipzig mit den Erstsprachen Chinesisch und Deutsch. Andererseits wurde es an der Westsächsischen Hochschule besonders um den Aspekt des Virtual Exchanges für Studierende mit allen anderen Erstsprachen erweitert, um so auch Interessierten, die geographisch weiter voneinander entfernt studieren, einen Austausch zu ermöglichen und zeitgleich auch schon Studierenden, die auf Grund formaler Probleme, wie Visa-Schwierigkeiten, noch nicht vor Ort sind, die Möglichkeit zu geben, bereits in den Hochschulalltag und die Studiersprache/Fremdsprache in Zusammenarbeit mit Erstsprecher:innen im Land einzutauchen.

Studierendenzentrierung

Das Tandemprojekt stellt ein didaktisch fundiertes Lernarrangement dar, das die Studierenden beider Hochschulen in den Mittelpunkt stellt und ihnen vielfältige Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Studierende arbeiten im Rahmen des Tandemlernens kollaborativ vor Ort oder auch über niederschwellige digitale Kommunikationskanäle über einen längeren Zeitraum hinweg zusammen, um sich bei den jeweiligen sprachlichen Schwerpunkten gegenseitig zu unterstützen. Im Zentrum steht hierbei die Stärkung der Lernendenautonomie, wodurch die die Studierenden den Mehrwert eigenverantwortlicher Lernprozesse erfahren und Kompetenzen erlangen, um ihre individuellen Lernmethoden und -strategien gezielt zu reflektieren und zu optimieren.

Weitere Informationen

Projektzeitraum: 01.04.2024 bis 30.11.2024

Produkt

Kontakt

Dr.in Dina Sorour

Universität Leipzig

d.sorour@uni-leipzig.de

0341 97-30273

www.sprachenzentrum.uni-leipzig.de/ueber-das-sprachenzentrum/team

Irmgard Wanner

Universität Leipzig

wanner@uni-leipzig.de

0341 97-30273

www.sprachenzentrum.uni-leipzig.de/ueber-das-sprachenzentrum/team