Der Arbeitskreis E-Learning (AK E-Learning) initiiert und betreut im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK Sachsen) und in Abstimmung mit der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) in den Jahren 2024 und 2025 E-Learning-Hochschulvorhaben, die das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) mit Haushaltsmitteln finanziell unterstützt.
Das vorgestellte Projekt „Kostenrechnung digital“ wird an der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) bearbeitet.
Das Projekt „Kostenrechnung digital“ soll Studierenden in ganz Sachen ein interaktives, modernes und flexibles Lernangebot in Kostenrechnung, einem Grundlagenfach der BWL, zur Verfügung stellen. Gleichzeitig soll es Lehrenden die Möglichkeit geben, ein solches Angebot niedrigschwellig in bestehende Kostenrechnungskurse zu integrieren. Dazu wird ein digitaler, zweisprachiger Kurs zur Kostenrechnung in OPAL erstellt. Durch die Bereitstellung als Open Educational Resource wird der Kurs niedrigschwellig zugänglich, durch die inhaltliche Adaptierbarkeit leicht skalierbar. Damit wird die Kooperation zwischen den Kolleginnen und Kollegen, die in Sachsen Kostenrechnungskurse anbieten, gestärkt. Zudem wird das Lehrangebot internationalisiert, indem der Kurs zweisprachig angeboten wird.
Im Interview mit dem Projektleiter Prof. Dr. Peter Schäfer (TU Dresden) erfahren Sie mehr über dieses interessante Teilvorhaben.
Herr Professor Schäfer, wie ist Ihr Vorhaben „Kostenrechnung digital“ bisher verlaufen?
Prof. Schäfer: Das Projekt lief bisher hervorragend. Ich hatte das Glück ein tolles Team für das Projekt zusammenstellen zu können und die Arbeit an dem Kurs macht großen Spaß. Es ist toll durch den Kurs die Kolleginnen und Kollegen an anderen Hochschulen in Sachsen besser kennenzulernen. Wir bekommen durchweg sehr konstruktives und enorm hilfreiches Feedback.
Was haben wir bisher gemacht? Wir haben die Kursstruktur festgelegt und abgestimmt. Welche Themen soll der Kurs abdecken und welche nicht? In welcher Reihenfolge sollten die Inhalte gelehrt werden? Danach haben wir begonnen ein Testmodul zu erstellen. Damit wollen wir den Aufbau, die Komponenten und die Technik des Kurses testen, mit unseren Kolleginnen und Kollegen abstimmen und Feedback von Studierenden sammeln. Dieses Testmodul werden wir in den nächsten Wochen abschließen und freuen uns schon auf die Diskussionen, wie wir das Modul weiter verbessern können.
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt? Wie gehen Sie dabei vor? Werden Sie die Ziele aus heutiger Sicht erreichen? Welche Hürden mussten/müssen Sie im Projektverlauf überwinden?
Prof. Schäfer: Wir möchten mit dem Projekt die Lehre im Fach Kostenrechnung verbessern. Außerdem möchten wir testen inwiefern flexible, digitale Lehrangebote hochschulübergreifend eingesetzt werden können. Dazu erstellen wir einen Onlinekurs, der in bestehende Präsenzlehrangebote integriert werden kann – als zusätzliches Übungsmaterial – aber auch als Stand-Alone-Kurs oder Grundlage für ein Flipped-Classroom-Konzept fungieren kann. Lehrende aller sächsischer Hochschulen werden den Kurs je nach ihrem Interesse nutzen können. Gleichzeitig tragen viele Kolleginnen und Kollegen zu der umfangreichen Aufgabensammlung bei, die Teil des Kurses sein wird, um Studierenden vielseitige Lern- und Übungsmaterialien zur Verfügung zu stellen.
Wir haben zunächst einen Modulplan mit Lernzielen erstellt und mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Hochschulen abgestimmt. Danach haben wir begonnen an einem ersten Modul zu arbeiten, das wir in diesem Wintersemester in unserem Kostenrechnungskurs hier an der TU Dresden testen werden. Mithilfe des Feedbacks von den Kolleginnen und Kollegen einerseits und unseren Studierenden andererseits werden wir dann den Aufbau weiter optimieren und die anderen Module erstellen. Ich bin überzeugt, dass wir die Ziele erreichen werden.
Die größte Herausforderung ist sicherlich ein Angebot zu machen, das so flexibel ist, dass es viele Lehrende und Studierende nutzen können und wollen. Daran arbeiten wir und ich bin sicher, wir werden dazu auch viel lernen. Weitere Herausforderungen erleben wir mit der Technik. Lässt sich ein OPAL-Kurs so gestalten, dass Lehrende, die den Kurs nicht erstellt haben, ihn auf ihre Studierenden zuschneiden können? Wo können wir am besten Lehrvideos erstellen? Welche Software ist geeignet? Für die meisten dieser Fragen haben wir mittlerweile sehr gute Lösungen. Zum Beispiel hilft uns das Greenscreen-Studio der SLUB Dresden bei der Videoerstellung. Trainingsangebote zu OPAL haben dem Team geholfen die technischen Möglichkeiten der Plattform besser kennen und nutzen zu lernen.
Wie werden die Projektergebnisse zur Verbesserung der Ausbildung der Studierenden beitragen?
Prof. Schäfer: Vor allem werden Studierende flexibel, also zu jeder Zeit und an jedem Ort, auf die Lehrinhalte zugreifen können, um sie zu wiederholen oder zu üben. Sie können in ihrem Tempo und nach individuellen Bedürfnissen den Stoff wiederholen und vertiefen. Außerdem erleichtert der Kurs dank der englischsprachigen Version internationalen Studierenden den Einstieg in die Kostenrechnung. Schließlich können auch Studierende oder Alumni anderer Fachrichtungen, die Interesse an Grundlagen der Kostenrechnung haben, den Kurs außercurricular belegen. Schon jetzt beobachten wir eine starke Nachfrage gerade von Ingenieurinnen und Ingenieuren nach Kostenrechnungsgrundlagen. Die Sprache der Betriebswirtinnen und Betriebswirte zu verstehen, erleichtert die Zusammenarbeit in der Unternehmenspraxis enorm.
Wird studierendenzentrierte Lehre durch Ihr Projekt gefördert und wenn ja, in welcher Form?
Prof. Schäfer: Unbedingt! Zum einen können Studierende den Stoff in ihrem Tempo lernen und wiederholen. Lehrvideos können angehalten, wiederholt oder auch mal etwas schneller angeschaut werden. Übungen können wiederholt oder ausgelassen werden. Wir werden viele sowohl formative als auch summative Übungen zur Verfügung stellen, sodass jeder, der den Kurs nutzt, selbst feststellen kann: Bin ich schon optimal vorbereitet? Oder sollte ich lieber noch etwas weiter üben? Dazu gehört es auch, dass wir detailliertes und antwortabhängiges Feedback auf die Übungen geben.
Zum anderen können wir und unsere Kolleginnen und Kollegen den Kurs aber auch als Grundlage für ein Flipped-Classroom Konzept nutzen. Der Kurs ermöglicht es, Studierende den Stoff zuerst selbst bearbeiten zu lassen und damit aktiver zu lernen. Damit können wir die gewonnene Zeit im Hörsaal für Diskussionen, Beispiele und Fallstudien nutzen und es bleibt mehr Zeit auf die individuellen Fragen der Studierenden einzugehen.
Wie können weitere sächsische Hochschulen von den zu erwartenden Projektergebnissen profitieren?
Prof. Schäfer: Zunächst einmal können die Kolleginnen und Kollegen profitieren, die an anderen sächsischen Hochschulen Kostenrechnung unterrichten. Sie können die Lernmaterialien nahtlos in bereits bestehende Präsenzkurse einbinden. Sie können den Studierenden flexibel Inhalte freigeben oder ausblenden, je nachdem wo sie die Schwerpunkte in ihren Kursen setzen. Das ist das wesentliche Ziel des Projekts: ein niedrigschwelliges und flexibles digitales Angebot an Lehrende und Studierende, das überall und zu jeder Zeit genutzt werden kann. Wir hoffen aber auch, dass das mehrsprachige Angebot die Internationalisierungsbemühungen in den Wirtschaftswissenschaften an sächsischen Hochschulen fördern kann. Mit den Materialien wird es leichter, englischsprachige oder zweisprachige Angebote zu machen.
Über den unmittelbaren Nutzen im Fach Kostenrechnung hinaus, werden wir aber gerne auch unsere Erfahrungen überfachlich teilen. Kann das funktionieren: ein flexibler Onlinekurs, der an unterschiedlichen Orten vielleicht auch auf verschiedene Arten und Weisen in die Lehre eingebunden werden kann? Wo sind die Hürden und wo sind Lösungen dafür? Vielleicht gibt es ja auch in anderen Fächern Interesse, solche Angebote zu erstellen – gerade in Fächern, die ähnlich der Kostenrechnung an vielen Orten in Sachsen für Hunderte oder sogar Tausende von Studierenden Pflichtfächer sind?
Welche Vorteile sehen Sie in der zentralen Koordination und Begleitung der Vorhaben durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning der LRK Sachsen? Konnten Sie bereits in einen fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der weiteren Projekte treten?
Prof. Schäfer: Die Koordination und Begleitung durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning ist enorm hilfreich. Das Onlinetreffen aller Projekte im Juni war besonders hilfreich. Wir haben einen guten Überblick über die geförderten Projekte bekommen. Dabei sind wir vor allem auf ein anderes Projekt an der TU Dresden aufmerksam geworden. Wir haben schnell festgestellt, dass der Projektleiter, Frank Richter, sich hervorragend mit den technischen Aspekten von OPAL auskennt – ein Feld, das für uns besonders herausfordernd war. Der Kollege war enorm hilfsbereit und hat dem Team direkt weitergeholfen. Ich halte das für ganz wichtig: erfahren, was andere machen, vor welchen Herausforderungen sie stehen und voneinander lernen.
Außerdem stehen die Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle uns bei jeder organisatorischen Frage mit Rat und Tat zur Seite. Ich finde die zentrale Koordination toll. Leider war ich ausgerechnet zum e-Learning Workshop in Görlitz krank. Ich hoffe, ich darf nächstes Jahr teilnehmen und bin schon gespannt, dann auch die neuen Projekte kennenzulernen.