Erfolgreich navigieren im Lehramtsstudium – Orientierung mit dem LEHRAMTSKOMPASS (naviLE)
Die Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns ist eine Kernkompetenz erfolgreicher Lehrkräfte und sollte bereits im Studium aufgebaut werden (vgl. Dietrich et al. 2020). Im Projekt naviLE wird die Reflexion und darauf aufbauend die Selbsteinschätzung der Lehramtsstudierenden in ihren ersten Studiensemestern verbessert. Frühzeitige Reflexion der Studiengangwahl, der Austausch in der Gruppe und die im LAK integrierten Verweise auf bestehende Beratungsangebote der Universität begünstigen den Studienerfolg und wirken sich positiv auf die spätere Berufstätigkeit als Lehrkraft aus.
Die Lehramtstudierenden erfahren zudem den Einsatz eines digitalen Tools, durch das ihre persönlichen Erfahrungen mit den Modulinhalten in einen Zusammenhang gebracht werden. Diese integrative Herangehensweise lässt das Medium nicht als zusätzliches "Add-On" erscheinen. Eine Erfahrung, die die Studierenden in ihrer späteren Tätigkeit nutzen können, um selbst ihre Lehrtätigkeit mithilfe sinnvoll integrierten Medieneinsatzes zu gestalten. D.h. sie entwickeln durch das Lernen am Modell mediendidaktische Kompetenzen für das Berufsleben.
Die Angebote werden durch Mitstudierende höherer Semester (Peers) gestaltet, um eine vertrauensvolle Kommunikation sicherzustellen. Der LAK bietet im Verlauf des Lehramtsstudiums zu drei Zeitpunkten für die jeweilige Studienphase relevante Reflexionsangebote (Dietrich et al. 2020). In den Peer-Learning-Angeboten werden die Studierenden dazu angeleitet, sich im LAK anzumelden und diesen aktiv zu nutzen. Die Angebote des LAK werden mit den Modulinhalten verzahnt. So werden z.B. Aufgaben und Rollenbilder, aber auch Belastungsmomente nicht nur theoretisch thematisiert, sondern auch auf die eigenen Stärken und Schwächen bezogen werden.
Details
Projektträger
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK)
Lessons Learned
Was lief gut im Projektverlauf?
Es konnten drei Hilfskräfte eingestellt werden, die ein Peer-Angebot im Modul 05-BWI-01 unterbreiteten. Sie erarbeiteten didaktische Konzepte zur Integration des LEHRAMTSKOMPASS in die Modulinhalte. Die Peer-Angebote wurden zu sechs verschiedenen Zeitslots angeboten (mithilfe weiterer eigener Hilfskraftstellen) und von den Studierenden zahlenmäßig gut angenommen.
Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Projektdurchführung?
Die Einarbeitung der Hilfskräfte in den LAK zeigte sich aus technischer Sicht als schwieriger als gedacht, da die jeweiligen Bögen pro Person nur einmal ausgefüllt und danach nicht wieder gesichtet werden können. Es konnte dafür eine technische Lösung gefunden werden, jedoch verlief die Einarbeitung dadurch verzögert. Weitere, über Eigenmittel finanzierte Hilfskräfte, mussten nachgeordnet in das Konzept eingearbeitet werden (da mit drei Stellen nicht das ganze Modul abgedeckt werden konnte).
Traten unerwartete Schwierigkeiten auf? Wenn ja, welche?
Während des Wintersemesters 2021/22 kam es zu einer Umstellung auf digitale Lehre. Dies wirkte sich auch auf die Peer-Angebote aus: Sie starteten in Präsenz, verlagerten sich aber um Weihnachten 2021 auf z.T. digitale Veranstaltungen, z.T. weiterhin Präsenz (nach Präferenz der Hilfskräfte und ihrer jeweiligen Teilnehmendengruppe). So hoffen wir, dem jeweiligen Bedarf und Schutzbedürfnis der Studierenden (und auch der Hilfskräfte) entgegen gekommen zu sein.
Was würden Sie aus Ihren Erfahrungen heraus für ähnlich angelegte Projekte empfehlen?
Die rechtzeitige Einstellung und Einarbeitung von ausreichend Hilfskräfte ist zentral, wenn es um Peer-Angebote geht: Diese benötigen einen Vorlauf von mind. einem Monat vor Semesterbeginn, um sich in ihre Tätigkeit einzuarbeiten und konkrete didaktische Konzepte für einzelne Sitzungen (mit) zu entwickeln. Um die nötigen Vorlaufzeiten des Personaldezernats (in Leipzig: 6 Wochen) einzuhalten, ist somit für das WiSe eine Übermittlung der Einstellungsanträge an das Personaldezernat Mitte Juli notwendig (damit Verträge zum 01.09. ausgestellt werden). Das bedeutet, dass bereits im Mai/Juni geeignete Hilfskräfte gewonnen werden müssen. Eine Bewilligung Anfang Juni ist somit bei Projektbeginn im WiSe bereits zeitkritisch und müsste früher erfolgen.
Weitere „Lessons-Learned“:
Für die Studierenden war als Motivation zum Besuch der Peer-Angebote die Wiederholung von Vorlesungsinhalten und Prüfungsvorbereitung ausschlaggebend. In der Kommunikation bedeutete dies, diesen Anfangsanreiz bewusst zu setzen, und die Beschäftigung mit der eigenen Rolle und den eigenen Fähigkeiten ohne explizite Ankündigung in den Peer-Angeboten zu platzieren. Hintergrund ist auch, dass ohne eine erste Beschäftigung mit eigenen Stärken und Schwächen gerade bei Studienanfänger*innen häufig die Einsicht fehlt, dass sie bestimmte Defizite in Hinblick auf ihr Studierverhalten aufweisen oder warum eine Reflexion ihrer Studiengangwahl von Nutzen sein könnte.
Nachnutzungsmöglichkeiten
Auch in den auf das Projekt folgenden Semestern wurden in dem Modul 05-BWI-01 Peer-Angebote unterbreitet, die weiterhin Fragebögen des LEHRAMTSKOMPASS integrieren. Dieses Vorgehen soll auch in Zukunft beibehalten werden.
Kontakt
Stefanie Wiemer
Universität Leipzig