Der Arbeitskreis E-Learning (AK E-Learning) initiiert und betreut im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK Sachsen) und in Abstimmung mit der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) in den Jahren 2024 und 2025 E-Learning-Hochschulvorhaben, die das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) mit Haushaltsmitteln finanziell unterstützt.

Das vorgestellte Projekt „Innov@ter-Videoportal: Entwicklung und Erprobung eines multimodalen und multiparadigmatischen Lehrkonzepts zur Förderung von Reflexion und digitalen Kompetenzen im Lehramtsstudium“ wird an der Universität Leipzig (Uni Leipzig) bearbeitet.

Im Rahmen des Projekts „Innov@ter-Videoportal“ werden Lehramtsstudierende durch die Verbindung von theoretischen Konzepten und videobasierter Fallarbeit in ihrer Professionalisierung unterstützt. Das Ziel besteht darin, die Entwicklung reflexiver und digitaler Kompetenzen im Lehramtsstudium zu fördern. Das Lehrkonzept richtet sich speziell an das einführende Modul der Bildungswissenschaften, um bereits zu Beginn des Studiums eine Verankerung von Reflexion, kritischem Denken und Problemlösungsfähigkeiten zu ermöglichen.

Im Interview mit der Projektleiterin Prof.in Dr. Maria Hallitzky vom Arbeitsbereich Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik des Sekundarbereichs an der Uni Leipzig erfahren Sie mehr über dieses interessante Teilvorhaben.

Frau Professorin Hallitzky, wie ist Ihr Vorhaben „Innov@ter-Videoportal“ bisher verlaufen?
Prof.in Hallitzky: Bisher ist unser Vorhaben vielversprechend verlaufen. Wir haben intensiv an der Entwicklung eines Lehrkonzepts und didaktischer Materialien gearbeitet. Dazu gehören Videofälle, Transkripte, theoretische Perspektiven sowie Begleittexte und Aufgabenstellungen, die eng auf die Modulziele ausgerichtet sind. Technisch haben wir einen eigenen Server mit Moodle eingerichtet, inklusive der Shibboleth (Anmeldung mit universitären Zugangsdaten), und die Interactive Video Suite als Videoannotationstool aufgesetzt. Wir setzen die Plattform bereits in 16 Seminargruppen ein, die Einschreibung in Moodle ist erfolgt. Seit dem 30. Oktober analysieren wir bereits erste Unterrichtsvideos in den Seminaren. Die Ergebnisse sind insofern erfreulich, als die Arbeit mit den Videos die Diskussion komplexer Unterrichtssituationen aus verschiedenen theoretischen Perspektiven merklich angeregt hat. Die Studierenden kommen auch mit den technischen Herausforderungen sehr gut zurecht.
Die dabei erzeugten Lasten beim Ausspielen und Bearbeiten der Videos verkraftet unser System hervorragend, was uns optimistisch für einen produktiven Einsatz in den kommenden Semestern stimmt.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt? Wie gehen Sie dabei vor? Werden Sie die Ziele aus heutiger Sicht erreichen? Welche Hürden mussten/müssen Sie im Projektverlauf überwinden?
Prof.in Hallitzky:
1) Wir schaffen ein Videoportal, das einen digitalen Raum für die Beobachtung, Analyse und kritische Reflexion vielfältiger Unterrichtssituationen bietet und Lernen mit empirischen Materialien fördert.
2) Unser Lehrkonzept stärkt die reflexiven Kompetenzen der Studierenden, indem wir sie anregen, ihr eigenes Handeln und ihre Beobachtungen kritisch zu hinterfragen.
3) Zudem fördern wir die Fähigkeit der Studierenden, fachlich-begründete Zusammenhänge herzustellen und pädagogische Phänomene systematisch zu analysieren, um Erkenntnisse aus videographiertem Unterricht in ihre Berufspraxis zu integrieren.
Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen werden. Didaktisch haben wir bereits umfangreiche Erfahrungen aus Lehrentwicklungsprojekten mit Unterrichtsvideos gesammelt. Was uns bisher fehlte, war die Möglichkeit, im Seminar interaktiv und kooperativ direkt mit den Studierenden an den Videos zu arbeiten, anstatt lediglich auf Papier oder in zusätzlichen textbasierten Dokumenten.
Die größten Hürden lagen deshalb vor allem im technischen Bereich. Obwohl die Software der Interactive Video Suite (IVS) sehr gut zu unseren Anforderungen passt, ließ sie sich nicht in die bestehende Lernplattform integrieren. Das Aufsetzen einer eigenen Moodle-Instanz inmitten der digitalen Infrastruktur der Universität und insbesondere die Shibboleth-Anmeldung waren eine große Herausforderung. Diese haben wir jedoch mit professioneller Unterstützung bereits erfolgreich gemeistert, was nur durch die Projektförderung möglich war und wofür wir sehr dankbar sind.
Im weiteren Verlauf wird die (hochschuldidaktische) Herausforderung auch darin bestehen, die Möglichkeiten dieses für die Lehrenden und Studierenden neuen Tools durch eine insgesamt sehr große Gruppe an Lehrenden zu bespielen – immerhin besuchen bis zu 800 Studierende gleichzeitig das Modul. Dies erfordert immer wieder Abstimmungs- und Reflexionsprozesse über die konkrete Ausgestaltung der fallbasierten Arbeit. Dabei können wir gut darauf aufbauen, dass es in unserem Modul bereits etablierte Strukturen kooperativer Planung und Reflexion gibt, wobei sich die Schaffung von gemeinsamen Zeitfenstern rein organisatorisch aufgrund des sehr hohen Lehrdeputats vieler Beteiligter zunehmend schwierig gestaltet. Glücklicherweise erlauben es die Personalmittel aus dem Projekt, eine ausführliche und gründliche Dokumentation der Erfahrungen zu erstellen (s.u.).

Wie werden die Projektergebnisse zur Verbesserung der Ausbildung der Studierenden beitragen?
Prof.in Hallitzky: Die Projektergebnisse verbessern die Ausbildung der Studierenden, indem sie eine interaktive Lernumgebung schaffen, in der direkt mit Unterrichtsvideos gearbeitet wird. Dies fördert die Analyse komplexer Herausforderungen und stärkt reflexive Kompetenzen sowie das Verständnis für fachlich-begründete Zusammenhänge. Die Kombination von didaktischen Materialien und der Interactive Video Suite ermöglicht zudem eine reflexive Verknüpfung von Theorie und Praxis, was die Ausbildungsqualität erheblich steigert.

Wird studierendenzentrierte Lehre durch Ihr Projekt gefördert und wenn ja, in welcher Form?
Prof.in Hallitzky: Ja, studierendenzentrierte Lehre wird durch unser Projekt eindeutig gefördert. Durch die interaktive Arbeit mit Unterrichtsvideos können Studierende ihre Lernprozesse aktiv selbst und in Kooperation mit Lehrenden und anderen Studierenden gestalten. Die kooperative Analyse und der Austausch im Seminar fördern auch einen eigenverantwortlichen Professionalisierungsprozess.

Wie können weitere sächsische Hochschulen von den zu erwartenden Projektergebnissen profitieren?
Prof.in Hallitzky: Nach den Erprobungen im Test- (Wintersemester 2024/25) und Regelbetrieb (Sommersemester 2025) erstellen wir eine umfassende Dokumentation unserer technischen und hochschuldidaktischen Erfahrungen und Entscheidungen, die auch die kontinuierliche Evaluation und Anpassung während der Pilotierung umfasst. Diese wird bis Ende September 2025 sorgfältig ausgearbeitet und abgestimmt.
Darauf basierend entwickeln wir Schulungsmaterialien und veröffentlichen die Ergebnisse sowie Erfahrungen in Fachzeitschriften und auf Konferenzen, um interaktive Videoarbeit im Lehrkontext einfacher zu machen und damit die Verbreitung zu fördern.

Welche Vorteile sehen Sie in der zentralen Koordination und Begleitung der Vorhaben durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning der LRK Sachsen? Konnten Sie bereits in einen fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der weiteren Projekte treten?
Prof.in Hallitzky: Die zentrale Koordination und Begleitung der Vorhaben durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning der LRK Sachsen bietet mehrere Vorteile. Erstens sorgt sie für einen einheitlichen Rahmen und klare Standards, die die Qualität der Projekte erhöhen. Durch die gebündelte Expertise und die Erfahrung der Geschäftsstelle können bewährte Praktiken und innovative Ansätze effektiver geteilt und implementiert werden. Zweitens erleichtert die zentrale Unterstützung den Austausch zwischen den Hochschulen, was die Vernetzung und Zusammenarbeit fördert. Diese Zusammenarbeit kann zu synergetischen Effekten führen, indem Ressourcen und Erkenntnisse gemeinsam genutzt und die Übertragbarkeit der Arbeit mit dem Arbeitstool abgesichert werden.
Im Rahmen des Online-Treffens der Hochschulvorhaben 2024/25 am 27.06.2024 konnten wir bereits unser Projekt vorstellen und andere Projekte kennenlernen. Insbesondere die regen Diskussionen im Anschluss an die Vorstellungen, waren ein wertvoller Einblick in die Arbeit der verschiedenen Projekte.
Auch hatten wir bereits Gelegenheit uns intensiv mit Sven Morgner (BPS GmbH) über mögliche Anschlüsse an bestehende technische Lösungen und Konsolidierungen unserer Ideen im sächsischen Hochschulraum auszutauschen.