Der Arbeitskreis E-Learning (AK E-Learning) initiiert und betreut im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK Sachsen) und in Abstimmung mit der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) in den Jahren 2024 und 2025 E-Learning-Hochschulvorhaben, die das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) mit Haushaltsmitteln finanziell unterstützt.

Das vorgestellte Projekt „KISS“ wird an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHS Zwickau) bearbeitet.

Im Projekt „KISS“ soll ein Beitrag zur kontinuierlichen, bedarfsgerechten und zeitgemäßen Weiterentwicklung der sächsischen digitalen Infrastruktur geleistet werden. In Kooperation mit dem Netzwerk „Mathematik/Physik + E-Learning“ sowie der BPS GmbH wurden dazu verschiedene Themen identifiziert, für die funktionelle Weiterentwicklungen an den sächsischen Lernmanagement- und E-Assessment-Systemen umgesetzt werden. Ein wichtiger Bereich umfasst die Öffnung der sächsischen Lernmanagement- und E-Assessment-Lösung OPAL/ONYX, ein anderer Bereich betrifft den Bedienkomfort, die individuelle Gestaltbarkeit der Editorumgebung und die Performance des Systems.

Im Interview mit den Projektleitern Prof. Dr. Jochen Merker (HTWK Leipzig) und Prof. Dr. Markus Seidel (WHS Zwickau) erfahren Sie mehr über dieses interessante Teilvorhaben von zwei Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Herr Prof. Merker und Herr Prof. Seidel, wie ist Ihr Vorhaben „KISS“ bisher verlaufen?
Prof. Merker und Prof. Seidel: Das Vorhaben „KISS“ ist insoweit bisher sehr erfolgreich verlaufen, als dass das erste Ziel, das interaktive grafische Werkzeug JSXGraph so in ONYX einzubinden, dass es in verschiedensten Aufgabentypen sowohl in der Aufgabenstellung als auch für Feedback verfügbar ist, bereits erreicht wurde. Dies steht zurzeit im Preview-System zur Verfügung und ab November 2024 nach intensiven Tests auch im Live-System von ONYX inklusive einer Dokumentation. JSXGraph wird seit einigen Jahren entwickelt und ist in verschiedenen anderen E-Assessment-Systemen wie STACK bereits integriert. Die Anbindung an ONYX ist dabei vollkommen kompatibel mit der Integration in STACK, so dass auch das letzte Ziel des Vorhabens, eine Öffnung der OPAL/ONYX-Systemlandschaft und der vorhandenen Lernressourcen über den Bereich der sächsischen Hochschulen hinaus, zumindest teilweise schon erreicht wurde.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt? Wie gehen Sie dabei vor? Werden Sie die Ziele aus heutiger Sicht erreichen? Welche Hürden mussten/müssen Sie im Projektverlauf überwinden?
Prof. Merker und Prof. Seidel: Neben den beiden bereits angesprochenen Zielen der Integration von JSXGraph und ersten Schritten hin zu einer Öffnung der OPAL/ONYX-Systemlandschaft, die schon erreicht wurden, wollen wir die Möglichkeit einer Integration von Tikz in ONYX zur Erzeugung vielfältiger Typen von Vektorgrafiken (Abbildungen, Diagramme, Schaltbilder, u.v.m.) prüfen, den Aufgabentyp Hotspot-Aufgabe, der eine grafische Auswahl erlaubt, um die Möglichkeit der dynamischen Erzeugung von Grafiken erweitern, die Usability und insbesondere auch die Performance des Editors für Autoren verbessern, um den Umgang mit immer größeren Aufgabensammlungen zu verbessern, und für neu hinzugekommene Auswertungswerkzeuge die alte symbolische Anzeige der Korrektheit durch Häkchen so modifizieren, dass sie nicht inkonsistent mit Bewertungsergebnissen ist, sondern durch den Aufgabenautor gesteuert werden kann. Dazu setzen wir unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der BPS GmbH fort und befinden uns im Austausch mit anderen Akteuren, u.a. dem Netzwerk „Mathematik/Physik + E-Learning“, um mögliche Hürden noch vor Entstehung auszuräumen, wovon alle profitieren.

Wie werden die Projektergebnisse zur Verbesserung der Ausbildung der Studierenden beitragen?
Prof. Merker und Prof. Seidel: Generell tragen Verbesserungen des E-Assessment-Systems ONYX dadurch zu einer Verbesserung der Ausbildung bei, dass den Studierenden bessere Aufgaben in einer besseren digitalen Lernumgebung gestellt werden können. Speziell durch die Integration von JSXGraph in ONYX können Aufgaben anschaulich unterlegt werden, Studierende durch interaktive Visualisierungen Zusammenhänge leichter erkennen und erfahren und völlig neue Formen zur Beschreibung und Eingabe der Lernerantworten genutzt werden. Auch im Feedback unterstützen solche Visualisierungen den individuellen Verstehens- und Lernprozess.

Wird studierendenzentrierte Lehre durch Ihr Projekt gefördert und wenn ja, in welcher Form?
Prof. Merker und Prof. Seidel: Insbesondere die Umsetzung der JSXGraph-Integration hat die Möglichkeit geschaffen, durch interaktive Grafiken studierendenzentrierte E-Assessments zu entwerfen. Denn die Studierenden können so interaktiv und selbstbestimmt z.B. anhand der Änderung von Parametern Erkenntnisse über Funktionsklassen gewinnen, die ohne eine passende Visualisierung nicht möglich wären. Dies erlaubt eine Individualisierung und damit einhergehend eine Zentrierung auf den einzelnen Studierenden bei der Testgestaltung in ONYX.
Generell ist festzustellen, dass durch den kontinuierlichen Wachstumsprozess der verfügbaren Gestaltungsmöglichkeiten in ONYX über die vergangenen Jahre das System eine zunehmende Weiterentwicklung vom bloßen Test-/Assessment-Werkzeug hin zu einer flexibel nutzbaren digitalen Lernumgebung nimmt, in der tatsächlich die Begegnung mit den Lerninhalten geschehen und wichtige Lernprozesse der einzelnen Studierenden individuell stattfinden können.

Wie können weitere sächsische Hochschulen von den zu erwartenden Projektergebnissen profitieren?
Prof. Merker und Prof. Seidel: Alle sächsischen Hochschulen profitieren automatisch dadurch, dass Nutzer von ONYX sachsenweit hochschulübergreifend verbesserte Werkzeuge zur Erstellung von E-Learning-Aufgaben zur Verfügung haben. Dadurch wird bei Lehrenden und deren Mitarbeitern auch die Hemmschwelle sinken, digitale Lehr-/Lerninhalte zu erstellen. Aufgrund der Fähigkeit von ONYX, Aufgaben mit Lizenzen versehen und somit als OER kennzeichnen zu können, steigt der Bestand an Open Educational Resources.

Welche Vorteile sehen Sie in der zentralen Koordination und Begleitung der Vorhaben durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning der LRK Sachsen? Konnten Sie bereits in einen fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der weiteren Projekte treten?
Prof. Merker und Prof. Seidel: Eine zentrale Koordination ermöglicht Kontakte, die über die üblichen Netzwerke des Einzelnen – wie bei uns z.B. das Netzwerk „Mathematik/Physik + E-Learning“ – hinausgehen. So fand bei einer vom AK E-Learning organisierten Session des Workshops on E-Learning 2024 bereits ein vertiefter fachlicher Austausch zu den Projekten mit Kolleginnen und Kollegen statt, mit denen wir sonst üblicherweise wenig in Kontakt stehen.