H5P, OER und ASF – Bestandteile eines Blended-Learning-Konzeptes für die Sportlehrkräfteausbildung

Das Blended Learning Konzept unseres Digital Fellows Sebastian Spillner von der Universität Leipzig beruht auf drei wesentlichen Bestandteilen, die sich durch die Abkürzungen H5P, OER und ASF kennzeichnen lassen. Für seine Lehrveranstaltung in der Sportlehrkräfteausbildung vereint er interaktive Videos, die er mit Hilfe der Software H5P erstellt mit Analytical Short-Films (ASF), die die Studierenden erstellen und verteidigen sowie didaktischen Handreichungen, die als Open Educational Resources (OER) veröffentlicht werden sollen. Im Interview berichtet er, wie daraus ein Blended-Learning-Szenario wird, welches im Fachbereich Sportwissenschaften zum Einsatz kommt.

Herr Spillner, erklären Sie uns doch bitte noch einmal kurz, was sich hinter den drei Schlagworten verbirgt und wie Sie die Konzepte in Ihrer Lehrveranstaltung konkret umsetzen?

Sebastian Spillner: Im siebten Fachsemester besuchen angehende Sportlehrkräfte das neu konzipierte Seminar „Vielfalt und Inklusion“. Dieses verfolgt das primäre Ziel, die Studierenden auf die Umsetzung eines inklusiven Sportunterrichts vorzubereiteten. Dabei sollen sie u.a. didaktische Überlegungen auf der Basis von Reflexion ableiten. Hierbei kommen verschiedene Online-Lernangebote zum Einsatz. Zentral ist zum einen das Arbeiten mit der Lernplattform Moodle, welche als ein Wissens-, Informations- und Diskussionsforum eingesetzt wird. Hier finden die Studierenden relevante Literatur, einen Seminarablaufplan, Leitfäden und eine authentisch videografierte Unterrichtsstunde. Das Unterrichtsvideo findet auf zwei Wegen in das Seminar.
Zum einen als interaktives Unterrichtsvideo mittels des E-Learning-Tools H5P. Im Rahmen des Seminarkonzepts dient das Tool H5P der Kommentierung der Unterrichtsaufzeichnung. Diese Kommentierungen, in Form von Text-Feldern, werden direkt an die ausgewählte Videosequenz angehängt. Durch das Plug-in in Moodle können die Videos ohne großen zeitlichen und technischen Aufwand integriert und bearbeitet werden.
Zum anderen werden die Unterrichtsaufzeichnungen für die Methode des Analytical Short Films (ASF) verwendet. Unter einem ASF wird die Kombination aus einem Short Film (Videosequenz von zwei bis drei Minuten Dauer) und einer dazugehörigen begleitenden Information verstanden, welche die Auswahl der gezeigten Szenen nachweist und begründet. Im Laufe des Seminars erhalten die Studierenden eine theorie- und praxisbezogene Vertiefung bezüglich des Umgangs mit Vielfalt im Sportunterricht. Auf dieser Grundlage erstellen die Seminarteilnehmenden didaktische Handreichungen, welche als Open Educational Resources (OER) auf der Plattform „EDUdigitaLE“ bereitgestellt und somit von der interessierten Öffentlichkeit genutzt, verändert und weiterverbreitet werden kann.

Wie genau hatten Sie geplant, die Elemente in einem Blended-Learning-Szenario, also der Verbindung von Online- und Präsenzphasen, zu integrieren?

Sebastian Spillner: Das Arbeiten im Blended-Learning-Szenario wird durch die Kombination digitaler Medien und der Anwendung „klassischer“ Lehr- und Lernmethoden ersichtlich. Das Seminar „Vielfalt und Inklusion“ besteht aus theoretischen sowie praktischen Einheiten und findet in Form von Präsenz- aber auch Onlineveranstaltungen statt. Im Sinne eines Einbettungs-Szenarios finden die digitalen Medien zur Vor- und Nachbereitung der Kursinhalte ihre Verwendung. Die Seminarinhalte werden einerseits auf der Lernplattform Moodle bereitgestellt und andererseits mittels des E-Learning-Tools H5P vertieft. Somit bietet Moodle – mit den bereitgestellten interaktiven Videos – die Möglichkeit, im Sinne eines Diskussionsforums, sich über den Unterricht bzw. über den Umgang mit heterogenen Lerngruppen auszutauschen.

Und was ist im pandemiebedingt ausschließlich online stattfindenden Semester daraus geworden?

Sebastian Spillner: Aufgrund der pandemiebedingten Situation fanden leider keine praktischen Einheiten zur Umsetzung eines inklusiven Sportunterrichts statt. Alle Seminare wurden als Onlineveranstaltungen angeboten. Infolge der hohen Auslastung der Online-Lernplattform Moodle kam es zu Problemen beim Kommentieren der interaktiven Videos sowie Bearbeiten der Moodle-Gruppenordner.

Wie nehmen die Studierenden Ihr Angebot an? Welche Rückmeldungen haben Sie erhalten?

Sebastian Spillner: Mit Hilfe der Lehrpraxis im Transfer (LiT+) wurde gegen Ende des Semesters eine Rückmeldung eingeholt und bereits einige Anpassung vorgenommen. Die Studierenden beschreiben den vielfältigen Einsatz der Unterrichtsaufzeichnungen als sehr hilfreich. Besonders das Arbeiten mit den interaktiven Videos und der damit verbundene Theorie-Praxis-Transfer sowie der Austausch mit Kommiliton*innen wird in der subjektiven Wahrnehmung der Studierenden einen hohen Stellenwert beigemessen. Allerdings wurde das Kennenlernen und Anwenden der digitalen Werkzeuge als zeitintensiv beschrieben. Dementsprechend wurden Anleitungen und Leitfäden bereits überarbeitet und angepasst.

Inwiefern ist das von Ihnen gewählte Szenario eine Neuheit für Ihren Fachbereich, die Sportwissenschaften?

Sebastian Spillner: Das konzipierte Seminar stellt neben der inhaltlichen Ausrichtung auch auf der methodischen Ebene eine Neuheit dar. Das Reflektieren von eigenen Unterrichtsaufzeichnungen mittels H5P kennen die Sportlehramtsstudierenden bereits aus dem semesterbegleiteten Tagespraktikum. Die Möglichkeit, sich intensiv mit einer authentisch videografierten Unterrichtsaufzeichnung reflexiv zu beschäftigen und der damit verknüpfte Theorie-Praxis-Transfer, ist für Sportlehramtsstudierende neu. Somit schärfen die angehenden Sportlehrkräfte ihren Blick für bestimmte Gelingensbedingungen eines inklusiven Sportunterrichts. Außerdem erleben die Studierenden die Lernplattform Moodle nicht nur als einen Ort, wo Daten gespeichert werden, sondern auch als ein Austausch- und Diskussionsforum.

Welche weiteren Anwendungspotenziale für digitale Medien sehen Sie für diesen Fachbereich?

Sebastian Spillner: Das vorgestellte Konzept bezieht sich auf die hochschuldidaktische Ebene, somit stellen die digitalen Medien methodische Kernelemente zur Erreichung der Seminarziele dar.
Weitere Potenziale sehe ich besonders auf der inhaltlichen Ebene. Die Studierenden müssen zu einem kritisch-konstruktiven Umgang mit digitalen Medien befähigt werden. Da digitale Technologien – als Ergänzung zu analogen Medien – den Einsatz bei der Vorbereitung, Gestaltung, Organisation und Auswertung von (inklusiven) Sportunterricht erlauben.