Tandem-Fellowship an der HTWK Leipzig: Wenn Studierende in curricularen Lehrveranstaltungen digitale Lernmaterialien und –umgebungen erstellen und damit andere Lehrende unterstützen.
Prof. Dr. Gabriele Hooffacker und Prof. Dr. Klaus Hering haben als Tandem den Zuschlag für das Fellowship „Digitales Lehren und Lernen – Innovative Ansätze der Etablierung im Hochschulalltag (DLL_nova)“ erhalten. Im Interview verraten sie mehr über ihr Projekt und laden Sie am 30. Oktober 2019 zu Lunch und Diskurs an die HTWK Leipzig ein.
Erfahren Sie im Interview, wie in diesem Fellowship die Unterstützung Lehrender durch die Nutzung von Lernmaterialien und –umgebungen erfolgen soll, die von Studierenden in curricularen Lehrveranstaltungen erstellt wurden und wie sich dadurch die Lernziele der Veranstaltungen verändern.
Von studentischen ExpertInnen, Mythen und dem Gelingen digitaler Lehre
Frau Professorin Hooffacker, Herr Professor Hering, mit Ihrem Fellowship verfolgen Sie einen besonderen Ansatz der Vernetzung an Ihrer Hochschule. Sie beide haben Lehrveranstaltungen, die sich inhaltlich mit dem Themenbereich E-Learning und Digitalisierung auseinandersetzen. Ihre Studierenden erstellen darin bereits digitale Lehrmaterialien und –umgebungen. Jetzt möchten Sie dies mit einem Angebot für andere Lehrende Ihrer Hochschule öffnen und diesen Unterstützung durch Ihre Studierenden anbieten. Wie genau wird die curriculare Integration dieser Unterstützungsleistungen erfolgen?
Unser Grundansatz besteht darin, dass Lehrveranstaltungen mit E-Learning als Gegenstand natürlich die Möglichkeit praktischer Resultate (in Form bewerteter Prüfungsleistungen) bieten, welche bei sehr guter Qualität in die E-Learning-Infrastruktur unserer Hochschule integriert werden können. Schauen wir uns das näher an zwei Beispielen an:
Im Modul Lernmanagementsysteme (Prof. Hering) setzen sich Masterstudierende u. a. intensiv mit OPAL auseinander. Sie erhalten die Autorenrolle und können wie Lehrende OPAL-Strukturen erzeugen. Ihre Prüfungsaufgabe besteht darin, für ein Modul, welches sie im Studium an der HTWK bereits belegt haben, einen begleitenden OPAL-Kurs als studienorganisatorischen Rahmen zu entwickeln. Das geschieht idealerweise in Kommunikation mit den betreffenden Lehrenden. Natürlich gestalten die Studierenden den Rahmen nicht vollinhaltlich aus, aber sie liefern Templates für E-Learning-Szenarien, die zum Modul passen. Mit dem Fellowship sollen nun Studierende und ihre erstellten Templates mit Lehrenden zusammen gebracht werden. Die eigentliche Unterstützungsphase liegt außerhalb der curricular verankerten Erstellungsphase der Templates und erfolgt etwa als Hilfsassistententätigkeit.
In der Lehrveranstaltung von Frau Professorin Hooffacker erstellen und evaluieren die Studierenden im Rahmen von Projektarbeiten digitale Lehrmaterialien in Form von Screencasts und Lehrvideos. In dem neu entwickelten Kommunikationsformat Lunch & Learn werden einmal im Jahr herausragende Ergebnisse in Form von Informationsständen (ähnlich einer Messe) bei einem kleinen Lunch (Suppen-Buffet) in der Mittagspause anderen Lehrenden vorgestellt.
Bei den beiden Beispielen liegt die Phase der Lehrendenbegleitung durch Studierende zeitlich nach der curricular verankerten Phase der Erstellung von LMS-Strukturen bzw. von digitalen Medienobjekten. Gegenstand von DLL_nova wird es u. a. sein, Möglichkeiten der curricularen Integration von Teilen der Unterstützungs-/ Begleitungsphase zu untersuchen. Dafür wären beispielsweise Veranstaltungen zum Projektmanagement prädestiniert.
Inwiefern verändern sich die Lernziele für die Studierenden, wenn sie zusätzlich zur Belegaufgabe andere Lehrende unterstützen?
Liegt der Fokus der Lernziele in den betrachteten Lehrveranstaltungen bisher eher auf technischem und gestalterischem Gebiet, kommt nun vor allem Kommunikativität, Präsentationsfähigkeit der eigenen Leistung und Teamfähigkeit hinzu. Zu wissen, dass eigene Arbeitsresultate potentiell direkt in die Lehre einfließen können und das idealerweise auch noch in direkter Kooperation mit den betreffenden Lehrenden, trägt unserer Meinung nach zur Stärkung des Verantwortungsbewusstseins der Studierenden bei und erhöht ihre Motivation. Sie stehen sozusagen auch noch nach der erfolgten Prüfungsleistung für die Stärken und Schwächen ihres „Produkts“ im Lehreinsatz. Insgesamt verschieben sich die Lernziele hin zu mehr Einbeziehung der Studierenden in Bezug auf die eingesetzten Methoden, aber auch in Bezug auf die Inhalte. So steht etwa beim Thema Medienwandel nunmehr die Digitalisierung im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung.
Wie bringen Sie Studierende und Lehrende zusammen?
Eine Katalysatorrolle übernehmen dabei zunächst wir als Lehrende der einbezogenen Lehrveranstaltungen. Zur Erzielung einer hochschulweiten Wirkung wird der Ausbau des bereits oben erwähnten Formats Lunch & Learn wesentlich beitragen.
Ergänzend wird die an unserer Hochschule verankerte E-Tutoren-Ausbildung einbezogen, bei der im Praxisteil der Aufbau von Kontakten zu Lehrenden der eigenen Fakultät Pflicht ist. Eine Aufgabe von DLL_nova besteht darin, die genannten Aktivitäten zu bündeln und durch digitale Informationsstrukturen zu untersetzen. Dazu werden wir die Website unseres hochschulweit wirkenden Instituts für Digitales Lehren und Lernen nutzen.
Eine Beobachtung aus unserer bisherigen Tätigkeit ist, dass es für die Studierenden zunächst ungewohnt ist, von Lehrenden als Experten befragt zu werden, wie sie sich gute digitale Lehre vorstellen. Bald erkennen sie das aber als echten Mehrwert, dass die Hochschule sich mit Digitalisierung in der Lehre auseinandersetzt. Sogar der Fachschaftsrat hat schon darüber berichtet!
Welche weiteren Vernetzungsaktivitäten planen Sie?
Im Juli dieses Jahres haben wir an der Fakultät Informatik und Medien das Institut für Digitales Lehren und Lernen (IDLL) gegründet, um fakultätsübergreifend zur Digitalisierung in der Hochschullehre zu forschen, innovative Lehr-Lern-Modelle zu erproben und uns darüber auszutauschen.
Als Kick-off bieten wir eine öffentliche Austausch-, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung an. Thema: Wie kann Digitalisierung in der Lehre gelingen? Welche Mythen geistern herum, was stimmt? Wer mitdiskutieren will, ist am 30.10.2019 herzlich zum Lunch & Listen plus ab 12:45 Uhr mit Vortrag ab 13:30 Uhr an die HTWK Leipzig eingeladen. Das komplette Programm gibt es hier.