Erwerb von Sozial und Medienkompetenzen mit hochschulübergreifenden und internationalen Projektarbeiten fördern

Auch im Berufsleben wird die Zusammenarbeit in standortübergreifenden und teilweise internationalen Teams immer wichtiger. Digitale Medien unterstützen die Kommunikation und den Datenaustausch. Daher sollen Studierende diese Schlüsselkompetenzen bereits im Studium erwerben. Am besten indem sie selbst standortübergreifende Projekte bearbeiten, wie es die Fellowships von Prof. Dr. Carsten Sinner von der Universität Leipzig und im Tandem-Fellowship von Prof. Dr. Andreas Hollidt (Hochschule Mittweida) und Prof. Dr. Andreas Piel (HTWK Leipzig) vorsehen. In unserem Interview berichten die Digital Fellows, wie sie den Kompetenzerwerb in ihren Lehrveranstaltungen unterstützen.

Warum ist in Ihrem Fachbereich eine Förderung von Kompetenzen für die digitale Zusammenarbeit besonders wichtig?

Prof. Piel & Prof. Hollidt: Im globalen Zeitalter ist es unerlässlich, dass sich Unternehmen international verständigen, organisieren und austauschen. Das kann nicht mehr vollständig in Präsenz erreicht werden, dazu bedarf es digitaler Medien. In wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten gehört es daher zu den Standardaufgaben, Studierende mit digitalen Instrumenten vertraut zu machen, deren Anwendung zu trainieren, Verständnis zu schaffen und auf den Berufseinstieg vorzubereiten.

Prof. Sinner: Im Bereich der Translation (Übersetzen und Dolmetschen) spielt die digitale Kompetenz eine außerordentlich wichtige Rolle. Internationale Kooperation braucht auch in Zeiten der Digitalisierung gut ausgebildetes Fachpersonal, das die Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg ermöglicht oder optimiert. Die Digitalisierung im Bereich der Translation macht die Förderung von Kompetenzen für die digitale Zusammenarbeit besonders wichtig.

Wie unterstützen Sie den Kompetenzerwerb im Rahmen der Gruppen- und Projektarbeiten?

Prof. Piel & Prof. Hollidt: Wir haben in unserem musterhaft angelegten Modul „Business Management 2“ drei Lehr- und Lernphasen unterteilt, wobei in der zweiten Phase gemischte Arbeitsgruppen aus drei bis fünf Studierenden beider Hochschulen gebildet werden. Dazu tragen sich die Teilnehmenden im OPAL-System in speziell angelegte Gruppen selbst ein und organisieren ihre Zusammenarbeit. In insgesamt vier Teilschritten müssen die Gruppen eine Gesamtaufgabe kreativ erledigen, wobei ihnen die grundlegende Vorgehensweise vom Dozenten erklärt wird. Sie sollen die Zwischenergebnisse dann vor den anderen Teilnehmenden präsentieren und müssen sich dazu selbst organisieren, wozu sie sich digitaler Instrumente aller Art bedienen. Das OPAL und die üblichen Office-Anwendungstools bilden dabei die Grundlage.

Prof. Sinner: Wir unterstützen in unserem Projekt den Kompetenzerwerb im Rahmen der Gruppen- und Projektarbeiten durch spezifisch gestaltete Aufgaben etwa zur Terminologierecherche in mehrsprachigen Arbeitsgruppen, zur Einrichtung und Pflege von Onlineglossaren, die von den Studierenden der verschiedenen beteiligten Einrichtungen gemeinsam betrieben werden, oder zu kooperativen Formen der Translation.

Wie sind die virtuellen Arbeitsumgebungen gestaltet, in denen die Studierenden zusammenarbeiten?

Prof. Piel & Prof. Hollidt: Das OPAL-System bildet die Grundlage: Hier werden Abläufe und Termine seitens der Dozenten strukturiert, die Teilnehmenden erhalten Vorgaben, bis zu denen die jeweiligen Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse hochladen. Zudem werden sie den anderen Teilnehmenden mittels verschiedener Video-Konferenztools präsentiert.

Prof. Sinner: Wir arbeiten mit einer Reihe unterschiedlicher Arbeitsumgebungen, die von simplen gemeinsam nutzbaren Texteditoren wie Etherpad über Konferenzräume wie BBB mit der Möglichkeit von Gruppenarbeitsräumen bis hin zu auf Speicherwolken basierten Redaktionssystemen reichen.

Gibt es bereits Erfolge oder besondere Herausforderungen von denen Sie uns berichten können?

Prof. Piel & Prof. Hollidt: Gerade die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen ist das „Highlight“ des Moduls, das Feedback seitens der Studierenden fällt ganz überwiegend sehr positiv aus: Die Selbstorganisation in Arbeitsgruppen, die dann im vorgegebenen Rahmen kreativ Aufgaben umsetzen sollen, führt zu großem Engagement der Teilnehmenden, die sich auf unterschiedlichste Weise miteinander vernetzen (Messenger-Apps, E-Mail etc.), die Ergebnisse zeugen von viel Eigeninteresse und Fleiß, oft mehr, als wir dozentenseitig erwartet hatten. Dabei hilft es im digitalen Zeitalter sehr, dass wir die Aufgabenstellung in Erklär-Videos hinterlegt hatten, damit sind die Wissens-Grundlagen für die Team-Zusammenarbeit gegeben. Weiter ist hervorzuheben, dass Studierende wahrlich unterschiedlichster Fachrichtungen zusammenarbeiten und für Probleme somit aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln Lösungsansätze entwickeln, was den Lerneffekt abermals substanziell verbessert.

Prof. Sinner: Das Semester hat erst vor drei Wochen begonnen, „Erfolge“ kann man nach nur drei Sitzungen sicher noch nicht melden; ein Erfolg ist sicherlich das große Interesse, auf das unser Angebot bei den Studierenden gestoßen ist, die rege Beteiligung der Studierenden, der Enthusiasmus, mit dem sie sich einbringen. Größte Herausforderung im Vorfeld war aufgrund der Zeitverschiebung die Organisation der gemeinsamen Arbeitssitzungen mit der chilenischen Partneruniversität.