Projekt der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden im Verbundvorhaben „Digitale Infrastrukturen und offene Lernwelten“

Der Arbeitskreis E-Learning der LRK Sachsen (AK E-Learning) initiiert und betreut in den Jahren 2022/23 fünf Verbundvorhaben im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK Sachsen) und in Abstimmung mit dem Hochschuldidaktischen Zentrum Sachsen (HDS). Die Vorhaben werden vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) finanziell unterstützt.

In diesem Projekt sollen Konzepte für ein »Learning Analytics Cockpit« entstehen, um Lernerfolge der Studierenden zu verfolgen und ihnen zu visualisieren. Mit Hilfe einer geeigneten Nutzungsschnittstelle und interaktiven Visualisierungsformen zeigt das Lerncockpit zeitliche Entwicklungen, macht die Nutzung der eigenen Daten transparent, vermittelt im besten Fall auch die Funktionsweise der Algorithmen und gibt Empfehlungen. Das frühzeitige Erkennen von Lernerfordernissen auf Studierendenseite ermöglicht ein gezieltes Nachsteuern im Lernprozess. Darüber hinaus soll die Lösung nicht nur eine Einbahnstraße sein: Statt eines Dashboards, das nur Informationen anzeigt, soll das Cockpit auch Möglichkeiten zur Steuerung und Einflussnahme bieten.

Obwohl die Konzepte zunächst unabhängig von einer konkreten Lernplattform entwickelt und getestet werden können, sollen die Schritte zur Integration in OPAL mit der BPS GmbH sowie mit dem AK E-Learning abgestimmt werden. Das verbindende Element stellen hierbei aktuelle Standards im E-Learning dar: Experience API (xAPI) und Learning Record Stores. Die Ziele des Vorhabens gliedern sich in technische, konzeptionelle und strategische Ziele. Auf technischer Seite soll eine in OPAL integrierbare technische Lösung für das Learning Analytics Cockpit entstehen. Konzeptionell wird nach Maßstäben der Usability und User Experience ein qualitativ hochwertiges Visualisierungs- und Interaktionskonzept für das Learning Analytics Cockpit erstellt. Schließlich wird ein Strategiepapier über den Einsatz und Weiterentwicklungen des Learning Analytics Cockpits die Ergebnisse des Projekts dokumentieren.

Im Interview mit Prof. Dr. Dietrich Kammer erfahren Sie mehr zu diesem spannenden Teilvorhaben.

Herr Professor Kammer, wie ist Ihr Vorhaben „LEAC“ bisher verlaufen?

Professor Kammer: Wir konnten bisher viele grundlegende Recherchen und Untersuchungen durchführen, unter anderem eine Studierendenbefragung mit über 130 Teilnehmenden der HTW Dresden zu digitalen Lernplattformen. Davon ausgehend erarbeiten wir aktuell verschiedene Konzepte für das Learning Analytics Cockpit und sind dabei Demonstratoren umzusetzen. Besonders gewinnbringend war der Austausch mit der Community durch Vorträge und der Veröffentlichung von zwei Papern beim Workshop on e-Learning in Görlitz und der Konferenz GeNeMe in Dresden im Jahr 2022.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt?

Professor Kammer: Unser Projekt soll das Thema Learning Analytics auf die sächsische E-Learning-Landkarte setzen und fokussiert dafür vor allem Konzepte für ein interaktives, grafisches Interface. Mit diesem soll der Mehrwert für den Lehr-Lernprozess demonstriert werden. Darüber hinaus betrachten wir auch technische und organisatorische Voraussetzungen, um Learning Analytics zukünftig zu implementieren.

Welche Hürden müssen Sie im Projekt überwinden?

Professor Kammer: Aufgrund der Vielfalt von Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich Learning Analytics müssen wir stets darauf achten im Sinne des Projekterfolgs den Fokus richtig zu setzen und nicht zu verlieren. Eine zentrale Erkenntnis nach Projektstart war, dass erfolgreiche Learning Analytics zunächst eine Vielzahl von technischen, organisatorischen und strukturellen Voraussetzungen benötigt. Auch unsere Studierendenbefragung ergab, dass eine große Hürde in der Heterogenität der E-Learning-Angebote besteht und zunächst eine einheitlichere Übersicht zu den Studieninhalten und Kursen benötigt wird. Erst in diese lassen sich Elemente von Learning Analytics sinnvoll integrieren.

Wird studierendenzentrierte Lehre durch Ihr Projekt gefördert und wenn ja, in welcher Form?

Professor Kammer: Unser Projekt lenkt von Anfang an den Fokus auf Studierende als Zielgruppe für Learning Analytics und die Unterstützung ihres Lernens. Das Anliegen ist es, Studierenden auch Einflussmöglichkeiten auf die Untersuchung ihres Lernverhaltens in Lernmanagementsystemen zu geben und Learning Analytics weniger als Überwachungsmöglichkeit für Lehrende zu verstehen. Daher kommt die Metapher des Cockpits, das nicht nur ein Dashboard liefert, sondern auch „Kurskorrekturen“ ermöglicht. Darüber hinaus bearbeiten wir das Projekt im Rahmen von Lehrveranstaltungen zusammen mit den Studierenden selbst, beispielsweise mit Projektseminaren und studentischen Abschlussarbeiten. Unser Motto lautet dabei: Learning Analytics von Studierenden für Studierende.

Welche Vorteile sehen Sie in der Verortung Ihres Vorhabens innerhalb des Verbundes „Digitale Infrastrukturen und offene Lernwelten“? Wie schätzen Sie den fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen des Verbundvorhabens ein?

Professor Kammer: Die Projekte im Verbund haben bezüglich der notwendigen technischen Grundlagen sehr ähnliche Anforderungen, zum Beispiel bei der Schnittstellengestaltung für den Datenaustausch mit dem Lernmanagementsystem OPAL. Der fachliche Austausch ist sehr kollegial und wird durch die Verbundveranstaltungen gestärkt. Hier treten definitiv Synergien zu Tage, die nur im Verbund gewinnbringend und längerfristig in eine Umsetzung gebracht werden können.